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Zierbäume waren damals noch Seltenheiten. Auch der große Stadtwäldchenteich mit
seinen Doppelinseln war sein Werk; hier entstand die erste eiserne Brücke aus Draht,
weßhalb das Eiland selbst Drahtinsel geuannt wurde; jetzt heißt sie Szechenyi-Jnscl.
Die andere hieß Pfaueninsel, bis die Pietät ihr den Namen Palat ins-Jnsel beilegte.
Noch zu Lebzeiten des Palatins Josef wurde am Außenrande des Stadtwäldchens die
Herminenkapelle erbaut, welche das Gedächtniß der geliebten, in der Blüte ihrer
Jugendschönheit verblichenen Tochter des Erzherzogs verewigt. I. Schams in seiner 1822
in deutscher Sprache erschienenen Beschreibung der Stadt Pest macht zum Stadtwäldchen
noch die spöttische Bemerkung, man versuche auch dort Bäume zu pflanzen, es sei aber gar
keine Rede davon, daß dort jemals ein Wald stehen sollte! Selbst I. W. Häusler, der
Budapest vor vierzig Jahren schilderte, sieht im Stadtwäldchen nur eine blos durch ihre
Unannehmlichkeiten merkwürdige Wilduiß mit viel Staub, wenig Wasser, theurem Essen,
gar keiner Beleuchtung und langweiligen Unterhaltungen. Die einzigen Gärten, mit
hübschen Landhäusern, befanden sich zu beiden Seiten der großen Allee. Jetzt ist diese
Gegend schon Stadt.
Durch die Anlage der Andrässy-Straße, früher Radialstraße, erfuhr das ganze
Stadtwäldchen eine Umgestaltung. Breite Fahrwege wurden im Walde angelegt, darunter
als Hauptlinie die nach der Erzherzogin Stephanie benannte Straße; das Wäldchen ward
in einer Weise umgestaltet, daß es thatsächlich geeignet wurde, das erholungsbedürftige
Publikum einer wirklich großen Stadt aufzunehmen. Parallel mit dieser Schöpfung
entstanden auf dem Gebiete desselben der Palast und die übrigen Zierbauten der
Landesausstellung, noch früher der Thiergarten, später der Eislaufpavil lon,
der Cirkus, das Sommertheater nnd der dem Wiener Volksprater ähnliche Volks-
garten. Ferner folgen noch der Wettrennplatz und der artesische Brunnen nebst
dem artesischen Bade.
Wenn man das Stadtwäldchen betritt, erblickt man vor Allem ein prächtiges
Rondean von frischen: Rasen, rings von blühenden Büschen eingefaßt, mit breiten Geh-
wegen zwischen Rosen und tropischen Gewächsen und einem gewaltigen, in dreizehn
Strahlen emporschießenden Springbrunnen in der Mitte. Links eröffnet sich sogleich eine
malerische Scenerie gegen den Teich hin, der die Insel umfaßt und dessen glatter Spiegel
mit Schwänen und flinken Nachen voll buutgekleideteu jungen Volkes belebt ist. Wandelt
man unter den weithinschattenden Bäumen das romantische Teichufer entlang, so hört
man alsbald Löwengebrüll, welches die Nähe des Thiergar tens verkündet. Dieser ist
schou als Garten voll Reiz, denn er dient den Versuchen des Vereines für Aeelimati-
siruug von Pflanzen als Schauplatz. Zwischen seinen alten und neugepflauzten exotischen
Gewächsen erheben sich Pavillons, Ställe, Hürden und Schuppen, alle in der Bauweise
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch