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Festungsberg und Blocksberg. Hier schwengt der Weg rechts um den Festungsberg herum,
sendet aber einen geraden Ast weiter, längs der Donau und der dicht an die Felsabstürze
des Blocksberges gelehnten Häuser: die Stuhlweißenburger Straße. Aus der beklemmenden
Enge zwischen Fels und Wasser rettet sich diese unterhalb des Blocksberges glucklich ins
Freie und zieht dann stolz weiter, einerseits mit sanfter Krümmung zwischen dichten
Gruppen reizender Landhäuser den Südabhang des Blocksberges hinan, anderseits hinab
in die Ebene des Kelensöld, wo die Salzquellen sprudeln und die Station Kelenföld^der
ungarischen Staatsbahnen sich mit großen Gebäuden erhebt, welche die den Strom über-
spannende Eisenbahnverbindungsbrücke grüßen.
Die Thalenge zwischen Blocksberg und Festungsberg ist die eigentliche Raizenstadt,
auch Taban genannt. Sie war einst eine serbische Colonie, woran aber nur noch ihr Name
erinnert. Die serbische Kirche steht noch, ihr Publikum jedoch schrumpft immer mehr
zusammen, und wer weiß, wie bald auch hier, wie in vielen anderen Städten, namentlich
an der Donau, die serbische Kirchengemeinde nur aus dem Geistlichen nebst Küster und
Glöckner, aber ohne Gläubige bestehen wird. Der Taban erklimmt den diesseitigen Steil-
hang des Blocksberges; armes Volk hat einst diese Berghalde mit seinen winzigen Hütten
besetzt, die früher in gar dichten Reihen standen, seither aber stark gelichtet sind. Die
Hauptstadt hat nämlich diesen Theil des Blocksberges zu einer Promenade umgestaltet,
mit Bäumen bepflanzt und ist bestrebt, die in die Flanken des greisen Felsennngethüms
hineingeklebten Häuschen durch Enteignung auszurotten. Das veränderte Bild des Blocks -
berges gibt diesem Stadttheile einen frischen und angenehmen Hintergrund.
Die Fortsetzung der Raizenstadt, um den Festungsberg her, ist die alte Christinen-
stadt, mit kleinstädtischer Bevölkerung und kleinstädtischen Sitten. Ihre Sehenswürdigkeiten
sind das Sommertheater im sogenannten Horväthgarten und die Generalswiese, die jetzt
ein Exercierplatz ist. Wo die Stadt aufhört, steht der Doppelbahnhof der Südbahn und
darüber hinaus folgen das Krankenhaus des Rothen Kreuzes, das Militärhospital und
das Staatspädagogium, von lauter neu entstehenden Gassen umgeben. Nun hat aber auch
unser Spaziergang so ziemlich die Runde um den Festungsberg gemacht; nur den
sogenannten Stadtmeierhof sVäiosma^or), diesen schattigen Sonntagstummelplatz des
Osuer Volkes, brauchen wir noch zu durchschreiten, und wir betreten wieder den Stadtheil,
von dem wir ausgegangen sind, und stehen bald abermals an der Mündung der
Margarethenbrücke.
Die Flanken des Festungsberges sind, seitdem die Festuug keiue mehr ist, mit Villen
und traulichen Familienhäusern vollgebaut worden. Nur wenige Gassen können sich bis zu
den Festungsmauern emporarbeiten. Geschlängelte Pfade, Stiegen und Kletterwege führen
uns in die Festung hinauf, oder die Dampfseilrampe. Den bequemsten Aufgang bieten die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch