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classische Stoffe in den Formen der alten Poesie, eine echte Wirkung jedoch übte er durch
seine Romane und Dramen von nationalem Stoffe, denen er auch seine Popularität
verdankte. Im Jahre 1788 erschien sein Roman: „Etelka", der seinen Namen im ganzen
Lande berühmt machte. Man las ihn in Palast und Hütte und der Name der Heldin,
Etelka, erschien den ungarischen Mädchen als der wohlklingendste und wurde darum der
häufigste. DerErsolg seines ersten Romans ermnthigte Dngonics, und in knrzerFrist folgten
nun die Romane: „Die goldenen Armbänder" (^r aranzs peree^ek), „Jolänka", „Eserei",
„Die Ritter vom Vließ" vite?ek) und „Die Mohren" <A s?erecsenek),
die er zum Theil auch dramatisirte. Der Erfolg dieser Romane beruhte nicht sowohl auf
Gewandtheit der Composition oder Reinheit des Baues, als vielmehr auf den politischen
Anspielungen, welche Dugouics einigen seiner Helden, besonders den Gestalten im
Roman „Etelka", in den Mund legte. In der Zeichnung dieser Helden liegen heftige
Angriffe auf Josefs II. Regierungssystem, das unter den ungarischen Schriftstellern keinen
schärferen Kritiker hatte als Dugouics. Obgleich uuu in den Romanen und Theater-
stücken Dngonics' kaum die Spur einer richtigen geschichtlichen Auffassung zu finden ist,
weckte doch die Überlieferung der nationalen Vergangenheit und einstigen Größe die
Begeisterung der Leser, die sich bis dahiu nur mit ausländischen Romanen genährt
hatten. Dngonics betrachtete als Schriftsteller von starkem magyarischen Geiste und als
Mathematiker die Stärkung der Nationalität als seine wichtigste Aufgabe und wollte
gerade durch Magyarisirung der mathematischen Kunstwörter beweisen, wie sehr die
Sprache auch zur Behandlung der abstraktesten Wissenschaft geeignet sei. So wie Faludi
hinterließ auch er eine reiche und werthvolle Sammlung von ungarischen Sprichwörtern
und kernigen Redensarten — der beste Beweis, wie genau Dugonics die Denkweise des
magyarischen Volkes kannte.
Adam Horväth machte, neben seinen ziemlich werthlosen Epen, durch einige Lieder
Eindruck auf das Lefepublicum seiner Zeit. Unter allen seinen Genossen gelang es ihm am
besten, Ton und Sprache der Volksdichtung in die Kunstpoesie zu verpflanzen. Einige
seiner Lieder sind auch in den Volksmund übergegangen. Nachhaltiger wirkte die Thätig-
keit des Reitergenerals Josef Gvadänyi, der sich an Verständniß des Zeitgeistes und in
der Geißelung desselben mit Dugonics messen kann. Man darf wohl sagen, daß diese
beiden ungarischen Schriftsteller im vorigen Jahrhundert die hitzigsten Vertheidiger und
warmherzigsten Freunde des Magyarenthnms waren, sowie andererseits die erbittertsten
Verhöhner des Fremden in Sitten und Gewohnheiten, Sprache und Kleidung. Gvadänyi
schrieb sein hervorragendstes Werk, den Roman in Versen: „Reise eines Dorfnotars nach
Ofen" talusi iwtäi-iusnak buckai uta?äsa) „zur Auferweckuug der von gestocktem
Blut erfüllten magyarischen Herzen". Dieses Werk besteht zwar eigentlich nur aus lose
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch