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Jpolyi, Franz Pulszky, Florian Römer, Karl Torma, Gustav Keleti und
Andere. Sowohl die politische als die Kunstgeschichte hat auch in neuerer Zeit zahlreiche
Arbeiter, die in der Zusammentragung, wie in der Aufarbeitung des Stoffes schon
Beweise ihres echten Berufes geliefert haben.
Die politische Literatur wurde durch den Grafen Stefan Szechenyi begründet,
dessen epochemachende Werke: „Credit" (IZitel), „Welt" (VilsZ) und „Stadium" dem
ungarischen Publikum neue Ideen verkündeten. Er fand viele Nachfolger, unter denen als
Staatsmänner, Schriftsteller und Publizisten die bedeutendsten sind: Baron Nikolaus
Wesselenyi, Graf Aurel Dessewffy, Ladislaus Szalay, Anton Csengery, Baron
Sigmnnd Kemeny, Moriz Lukäes, August Trefort, Graf Melchior Lönyay; die
ersten aber sind: Baron Josef Eötvös, Ludwig Kofsuth und Franz Deäk. Josef
Eötv ös erwarb sich durch sein werthvolles Werk: „Die herrschenden Ideen des XIX. Jahr-
hunderts" einen europäischen Ruf. Kofsuth war einst der Führer der Nation, der größte
ungarische Redner, aber auch jedem anderen Redner des modernen Europa ebenbürtig
durch die hinreißende Glut seiner Phantasie und Leidenschaft, wie durch seinen meister-
haften, ja bezaubernden Vortrag. Mehrere seiner Reden sind epochemachend und gehören
auch der Form nach zu den schönsten, welche jemals unter entscheidenden Verhältnissen
gesprochen wurden. Zugleich ist Kossuth der thatsächliche Vater der politischen Jour-
nalistik Ungarns. Schon sechzig Jahre vor seinem Auftreten wurden hier Zeitungen
redigirt, allein diese waren kaum mehr als Sammlungen von Neuigkeiten. In dieser
Hinsicht zeigt nur ,5elelikvr" (Die Gegenwart), 1830—1848, einigen Fortschritt. Kossnths
im Jahre 1841 gegründetes ,?esti Hirlap" (Pester Zeitung) war das erste politische
Organ Ungarns, das die politische Überzeugung der damaligen Opposition frei und offen
aussprach. Darum war seine Wirkung eine außerordentliche.
Die Bewegung von 1848, die Aufhebung der Censur vermehrte die Zahl der
politischen Blätter, gegen Mitte 1849 jedoch, in den ersten Tagen des militärischen
Absolutismus, gingen die meisten ungarischen Zeitungen ein. In den Fünfziger- und
besonders Sechziger-Jahren lebte der Kampf der politischen Ideen nach und nach wieder
auf und im Laufe der letzten dreißig Jahre nahm die Zahl der belletristischen, politischen
und Fachblätter jeder Art dermaßen zu, daß anfangs 1892 in Ungarn nicht weniger als
676 Zeitungen in ungarischer Sprache erschienen sind.
Das zerstörte Gleichgewicht zwischen Ungarn und der anderen Reichshälfte wurde
durch Franz Deäk (1803—1876), den „Weisen des Vaterlandes", einen der größten
Staatsmänner Ungarns, wieder hergestellt. Deäk schrieb wenig, aber jede Zeile ist von
Hellem Verstände, klarer Auffassung, unvergleichlicher Logik und tiefer, echter Überzeugung
eingegeben. Von 1833 angefangen bis zu seinem Tode war er, wenigeJahre ausgenommen,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch