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nach an Alexander Jlkey, Moritz Szentkirälyi, Graf Gedeon Räday und schließlich
Paul Nyär überging, der sie bis 1841 führte, in welchem Jahre das Theater Landes-
anstalt wurde.
In diesen jahrzehntelangen Kämpfen war das Pester Eomitat der Hauptvertreter
der nationalen Bestrebungen und Hauptprotector des ungarischen Schauspielwesens. Dem
Pester Comitate ist das noch jetzt bestehende Nationaltheater zu verdanken, und wenn
man das halbe Jahrhundert seines Bestehens überblickt, begreift man kaum mehr jene»
Streit, ob es zweckmäßiger sei, dasselbe unter dem Patronate des Comitats im Jahre 1837
zu eröffnen oder dem Plane Stefan Szichenyis zu folgen. Die Geschichte dieser
50 Jahre spricht durch ebeusoviele Ereignisse für das Eine wie für das Andere; keine
dieser Einzelheiten kann das Verdienst des Pester Comitats und des Vieegespans Gabriel
Földväry um die Festlegung des ungarischen Schauspielweseus verringern, das ihnen für
immer verpflichtet bleibt.
Doch sind auch die Verdienste der Schauspielgesellschaft nicht zu übersehen, die nicht
nur den Wettbewerb mit der trefflichen, schon damals berühmten und in einem prächtigen
Gebäude wirkenden deutschen Truppe bestand, sondern in den eifrigen Patrioten auch die
berechtigte Hoffnung erweckte, daß sie, wenn nur erst in einem schönen, ständigen Gebäude
zu Pest untergebracht, auch siegen werde. Und auch diese Hoffnung wurde durch die
Schauspieler erfüllt. Nachdem die Megyeri, Egressy, Fänesy, Szentpctery, Rosa Labor-
falvy, das Ehepaar Lendvay, Bartha, Läszlö, Telepi, Udvarhelyi, Szilägyi einige Jahre
zusammen gewirkt, befanden sie sich auf einer so hohen künstlerischen Stufe, daß schou
im Jahre 1841 der Preßburger Reichstag das Institut als Nationaltheater der Leitung
eines Landesausschusses überwies. Der Glanz dieser Künstler erfüllt das erste Jahrzehnt
des Theaters. Dieser Zeitraum gilt auch jetzt noch als Glanzperiode der ungarischen
Schauspielkunst. Und in der That haben auf dieser Bühne niemals gleichzeitig so viele
ausgezeichnete Kräfte in so harmonischem Einklänge gewirkt als damals. Unter ihrem
Einfluß reiste das dramatische Talent Szigligeti's heran, dessen fruchtbare Thätigkeit
hinwiederum ihnen zu einer großen Anzahl von Meisterleistungen verhalf. Auch wahrten
sie das ganze Jahrzehnt hindurch ihren Einfluß auf die Leitung des Theaters. Sowie sie
bereits in Ofen, unter der Direction von Fay, Döbrentei und Simonesies als leitende
Mitglieder, ihre Angelegenheiten besorgt hatten, leiteten sie auch in Pest, als Regisseure
und Drameubeurtheiler um den Seeretär Szigligeti geschaart, unter allem Wechsel der
Direktoren und Direetionsformen, die dramatischen Angelegenheiten, ja ihr Einfluß erstreckte
sich auch auf die finanzielle, wirthschaftliche und technische Führung des Theaters. Nur
zufällig gehörte diesem Personal nicht auch Frau Käutor an, die vor der Eröffnung des
Nationaltheaters der Stolz des Ofner Schauspieles gewesen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch