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sehr kurzer Zeit auch ihr Gatte Ludwig Hegedüs, ein namhafter Schauspieler und
Dramatiker, folgte.
Die Direction des Baron Orezy hatte im ersten Jahre einen vollständigen morali-
schen und materiellen Erfolg. Bald jedoch trat das Sinken ein, Verwirrung, Gleich-
giltigkeit des Publikums, Directionskrife und ein fast zweijähriges Provisorium. Auf
den Vorschlag einer neuen Fachberathung wurde die Leitung, unter der Aufsicht eines
Intendanten, von zwei Fachdirectoren übernommen, welche zugleich die Trennung des
Schauspiels von der Oper vorbereiten sollten. Baron Friedrich Podmaniezky wurde
Intendant, Eduard Szigligeti Director für das Schauspiel, gemeinsamer Administrator
und Dramaturg, Franz Erkel Director der Oper, mit Hans Richter und später Alexander
Erkel als Nachfolgern.
Sobald Szigligeti Director war, hörte er auf Dramatiker zu sein. Sein letztes
Werk, das im Nationaltheater gegeben wurde, war „Valeria". Umso eifriger war er
bestrebt, neue Dramatiker heranzuziehen. Vor Allem ist Gregor Csiky zu erwähnen,
der mit unermüdlicher Arbeitslust, starkem dramatischen Sinn, einer nnversieglichen
Fülle von Einfällen und gewaltigen Beobachtungsgabe in Szigligetis Fußstapfen trat.
Aus dem kleinen, unter Räkosis Führerschaft entstandenen literarischen Kreise gingen
drei treffliche Lustspieldichter hervor, und zwar: Stesan Toldy („Gute Patrioten",
„Neue Menschen"), der leider früh verstarb, Ludwig Döczi („Der Kuß", „Letzte Liebe",
„Maria Szechy" und andere mehr), von dem einige Stücke sich auch im Repertoire
der deutschen Bühnen festsetzten, und Ärpäd Berczik, dessen lebhafte Muse dem Theater
viele liebenswürdige Stücke geschenkt hat („Viertelmagnaten", „Adam und Eva", „Die
Ehestifter", „Eine geistreiche Frau", „Die Ballkönigin", „Sieh auf die Mutter"). Zu
dieser Zeit traten ferner als Theaterdichter auf: Tihamer Almäsi-Balogh („Clarifse",
„Adieu", „Nach zwei Jahren"), Graf Geza Zichh („Der Phrenolog", „Der Kampf der
Liebe"), Ludwig Abouyi („Das Tuch des Bethäreu", „Die Tochter der Frau Pauua"),
Bercsenyi, Anton Väradi („Jfcharioth", „Hunnische Nachkommen"), Franz Csepreghi
und Eduard Töth. Eoruel Äbräuyi der Jüngere („Marianne", „Olga", „Der Unfehl-
bare") und Emil Äbränyi („Der Erste", „Der Execntor") traten etwas später auf. Die
jüngsten Dramatiker sind Ludwig Bartök („Der Schönste", „Anna Thnrän", „Königin
Elisabeth") und Karl Mnrai („Der erste Jahrestag", „Husarenliebe").
Das wichtigste Ereigniß dieser zehn Jahre ist die Gründung des Volkstheaters.
Schon zu Anfang der Sechziger-Jahre eröffnete der Provinzdirector Georg Molnär das
Volkstheater am Kettenbrückenplatz in Ofen, konnte aber kein ständiges Publikum heran-
ziehen und mußte uach einigen Jahren schließen. Bald wurde auch das Theater abgetragen
und seitdem spielen auch auf der Ofner Seite das Nationaltheater und die königlich
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch