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Zu Anfang dieses Jahrhunderts begann das Klavierspiel sich auszubreiten; fast in
jedem herrschaftlichen Salon stand ein Pianoforte und dies zog wiederum viele aus-
gezeichnete Kräfte nach Ungarn, die sich zumeist mit Klavierunterricht befaßten. Natürlich
waren es lauter Anhänger von Haydn, Mozart und Beethoven, deren Klaviercompositionen
dadurch in den Kreisen des Hochadels ebenso heimisch wurden als iu Wien. Und welche
ausgezeichnete Klavierspieler es in dieser Sphäre gab, geht schon daraus hervor, daß
Beethoven so manche seiner herrlichen Klavier-Sonaten und andere Compositionen Damen
der ungarischen Aristokratie gewidmet hat. Bald drang die Mnsikpflege auch in den Bürger-
stand ein und gerade aus diesem sind nachmals die besten Musiker, Virtuosen und Eom-
ponisten hervorgegangen. Dieser Aufschwung brachte es mit sich, daß schon anfangs des
Jahrhunderts mehrere Klavierschulen und andere Lehrbücher der Musik in ungarischer
Sprache erschienen. Die erste ungarische Klavierschule ist von Stesan Gäti (Ofen, 1802),
die zweite die von Alexander Dömeny und Malovitzky (1828); 1834 gab Andreas Bartay
unter dem T i t e l , A p o l l o " seine Harmonielehre heraus.Alles dies war von günstiger
Wirkung auf die Entwicklung, nicht nur der allgemeinen, sondern auch der ungarischen Musik.
Aus der bereits ziemlich laugen und rühmlichen Reihe ungarischer Musiker seien
hier die bedeutendsten etwas eingehender besprochen. Zu Anfang des Jahrhunderts
begründeten Johann Nepomuk Hummel und Franz Liszt ihren Weltruhm.
Johaun Nepomuk Hummel ist am 14. November 1778 zu Preßburg geboren. Sein
Vater war auch sein Lehrmeister. Schon mit sieben Jahren erregte er durch sein musikalisches
Talent uud fertiges Klavierspiel das Interesse Mozarts, der ihn zu sich nahm und zwei
Jahre lang unentgeltlich unterrichtete. Dann machte sein Vater, damals Orchesterdirector
des Schikaneder'schen Theaters, mit ihm eine Concertreise durch Deutschland, Dänemark,
England und Holland (1788 bis 1795) und überall war der kleine Hummel, wie einst sein
Meister Mozart als Kind, der Gegenstand allgemeiner Bewunderung. Nach Wien zurück-
gekehrt, bildete er sich uuter Albrechtsberger und Salieri weiter für die Composition aus
nnd war schon mit 18 Jahren ein sehr beachtenswerther Componist. Von 18<Z3 bis 1811
war er fürstlich Eszterhäzy'scher Kapellmeister zu Eiseustadt; 1816 wurde er Hofkapell-
meister zn Stuttgart und übersiedelte 1820 «ach Weimar, wo er als großherzoglicher
Kapellmeister am 17. October 1837 sein Leben beschloß. Er hat über 120 Compositionen
hinterlassen; seine vorzüglichen Concerte nnd Sonaten für Klavier, seine Trios nnd
Quintette, das berühmte Septelt für Blasinstrnmente und zwei Messen haben bleibenden
Werth. Weniger Erfolg hatte er mit seinen zehn Opern, deren keine sich lange auf der
Bühne erhielt. Als Klavierspieler gehörte er zu deu letzten Vertretern des classischen Stils.
Auch als Improvisator war er ausgezeichnet. Seine Geburtsstadt hat ihm 1888 ein
Denkmal errichtet.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch