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sich von Preßburg längs der Donau bis Belgrad. In dieser ganzen verworrenen Epoche
voll innerer und äußerer Kriege konnte die an Zahl und Kraft geschwächte Nation wenig
Muße finden, um die Werke des Friedens zu Pflegen.
Zu Anfang des XVIII. Jahrhunderts, in dem Zeitraum zwischen dem erschöpften
Barock und dem aufsteigenden Rococo, als in der Malerei die Bildnißkuust fast ausschließlich
herrschte, traten in Ungarn zwei tüchtige Talente auf, die jedoch durch die Ungunst der
Verhältnisse aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Johann Kupeczky, der Sprößling
einer protestantischeu Familie, die sich vor den religiösen Verfolgungen aus Böhmen nach
Ungarn gerettet hatte, wurde 1667 zu Bösiug im Preßburger Comitat geboren. Sein
Vater war Webermeister. Von der Ahnung seines Künstlerberufes getrieben, entwich der
fünfzehnjährige Sohn aus dein Vaterhause, wo ihm der Webstuhl winkte, erreichte nach
knrzer Irrfahrt Wien und lernte dort die Elemente der Malerei kennen. Dann verbrachte
er 22 Jahre in Rom. Nach Wien zurückgekehrt, malte er die Mitglieder der kaiserlichen
Familie und andere hervorragende Personen, einige davon im ungarischen Prachtkleide.
Durch diese Thätigkeit gelangte er zu hohem Ruhm. Um 1726 siedelte er nach Nürnberg
über, wo er 1740 starb.
Der Andere war Adam Mänyoky. Geboren 1673 zu Szokoly im Säroser Comitat,
dann Schüler des Hofmalers Andreas Scheitz zu Hannover und des Nikolaus Largilliere
iu Paris, aber auch sonst noch in Paris und Holland weitergebildet, stand er kurze Zeit
in Diensten Franz Räköczis II., lebte von 1712 ab als Hofmaler Augusts II., Königs
von Polen, in Warschau, dann als Hofmaler König Augusts III. iu Dresden und starb
daselbst 1757. Die künstlerische Wichtigkeit beider liegt in der Bildnißmalerei. Knpeczky
war das größere und weit fruchtbarere Talent. Die Zahl seiner Bilder in öffentlichen
und Privatsammlungen Ungarns, Österreichs und Deutschlands übersteigt die 200, wovon
38 ihn selbst und seine Familie darstellen. Beider Richtung entstand aus der Nachahmung
Rembrandts und Van Dyks unter dem Einfluß italienischer Studien. Ihre Gestalten
treten lebensvoll auf, ja sie blicken uns zuweilen herausfordernd an, ihre Farbe ist satt
und lichtwarm, doch kommen sie an überzeugender Wirkung den niederländischen Porträts
keineswegs nahe.
Dem Ende des XVIII. Jahrhunderts gehören die stark mitgenommenen Fresken
an der Decke der Budapester Universitätskirche an. Trotz ihres schlechten Zustandes lassen
sie in ihren allzu volkreichen und bewegten Gruppen die schon fast entkräftete Barockkunst
erkennen, welche mit ungenügenden Mitteln große Effecte erzielen will.
Im XIX. Jahrhundert zeigen sich erst in den Vierziger-Jahren kräftigere Regungen
des Kunstlebens. Damals entstand aus der Initiative einzelner vielgereister Patrioten
der erste ungarische Knnstverein, welcher regelmäßige Ausstellungen neuerer Gemälde des
Ungarn III. »7
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch