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braucht, um die gesunde Entwicklung der nationalen Kunst ihren höchsten Interessen
gemäß zu sichern.
Übrigens war dies nicht etwa die erste That der Regierung im Interesse der
monumentalen Kunst Ungarns. Das Verdienst der Anbahnung gebührt dem gewesenen
Minister für Cultus und Unterricht Angust Tresort, dem begeisterten Kunstfreunde, der
unter anderem die Erlaubniß Seiner Majestät als obersten Patronatsherrn erwirkte, daß
er von dem staatlich verwalteten Religionsfonds alljährlich eine gewisse Summe zur Hebung
der kirchlichen Kunst verwenden dürfe. Auf Kosten dieses Fonds wurden, nach Maßgabe
des Bedürfnisses, Altarbilder höheren Ranges bestellt und versuchsweise auch ansehnliche
Preise für Altarbilder, bei öffentlichem Wettbewerb, ausgeschrieben. Dieser Versuch dauerte
zwar nicht lange genug, um zu augenfälligen Erfolgen zu führen, allein er wurde insofern
nützlich, als er einige dazu geeignete Talente zu merklichem Aufschwung veranlaßte und
den Kirchen kleinerer Provinzstädte, ja Dörfer zu Altarbildern verHals, deren höhere
Richtung und tüchtigere Ausführung auch den Kunstkenner überraschen mag. So hat sich
Jgnaz Roskovics durch sein Gemälde: „Die Herabkunft des heiligen Geistes" als kirch-
licher Maler von entschiedenem Beruf erwiesen.
Auch im Rahmen der Budapester Meisterschule für Malerei sind einige der besseren
Schüler ihres Directors Julius Beuczür (Julius Stetka, Julius Kardos und Andere)
mit so manchem ernsten biblischen und kirchlichen Gemälde vor die Öffentlichkeit getreten,
allein ohne daß die Pflege dieser Richtung dem directen Einslnße der naturgemäß
iuteressirteu Kreise zuzuschreiben wäre. Außerhalb dieser Schule ist es serner Franz
Paczka, der im Verfolg der Neigungen seiner Jugend auch in der kirchlichen Malerei
schöne Ergebnisse aufzuweisen hat („Der Verlorne Sohn" und Anderes). Unter den älteren
sind Michael Koväcs, Josef Moluär, Georg Vastagh und der seit langer Zeit in Rom
ansäßige Maler-Veteran Franz Soldat ics die hervorragenderen.
Um die Liste der ungarischen Maler, die einer höheren Richtung gehuldigt haben,
zu vervollständigen, sei noch Eugen Gyärsäs erwähnt, dessen großgedachter Versuch:
„Bahrgericht" so schone Hoffnungen für seine Zukunft erregt hat.
Die strenge und begeisterte Pflege der höheren Richtungen wirkt erfahrungsgemäß
befruchtend auch auf die geringeren Kunstzweige. Man sieht dies dem größten Theile der
ungarischen Genrebilder und Landschaften an, sowie der Bildnißmalerei, die neuerdings
auch in Ungarn zu hoher Beliebtheit und Wichtigkeit gelangt ist. Zur eindringlicheren
Pflege des Porträts führte», außer der Zunahme der künstlerisch geschulten einheimischen
Kräfte, noch besonders die öffentlichen Anregungen durch Minister Tresort und das
Beispiel des Auslandes, wo die geistvolleren Bildnißkünstler in hoher Achtung stehen,
dann aber auch der Umstand, daß einige vortreffliche Spezialisten sich in Budapest nieder-
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch