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Das Raizenbad befindet sich im Taban, am Nordfuße des Blocksberges. Es scheint
ein Überbleibsel aus der Zeit des Matthias Corvinns zu sein. Im Jahre 1860 wurde es
von Dr. Johann N. Heinrich erworben, der es zu einer der glänzendsten Bade-Anstalten
Budapests umgestaltete. Es hat zwei Quellen, die ältere von 43 5, die neuere von 42 5 Grad
Celsius. Die festen Theile machen 14889 vom Tausend aus. Die alte Quelle liefert in
24 Stunden 2.444 Kubikmeter Wasser. Das Bad verdankt seinen Ruf hauptsächlich
dem mit orientalischer Pracht und Bequemlichkeit eingerichteten Dampfbade, dessen für
Männer und Frauen abgesonderte zwei Abtheilungen dem Publikum den ganzen Tag
offen stehen.
Südöstlich vom Raizeubade liegt am Donau-Ufer das Bruckbad. Ein gemeinsamer
Baderaum darin ist noch von Mustafa Pascha 1556 erbaut. Wahrscheinlich waren diese
Bäder schon vor dem hiesigen Aufenthalt der Türken bekannt. Nach ihrer Vertreibung
gelangte das Bruckbad in den Besitz der Stadt Ofen und ist jetzt Eigenthum der Stadt
Budapest. Seine fünf Quellen entspringen am Fuße des Blocksberges, wo sich das Wasser
in einem großen Becken sammelt, um dann unter dem die Bade-Anlage durchschneidenden
Straßenkörper südlich in das Wasserreservoir des Bades geleitet zu werden. Es ist
krystallklar und geruchlos, hat 45 Grad Celsius und enthält auf das Tausend 1 533
Gewichtstheile fester Stoffe. Die Wassermenge dieser Quellen beträgt in 24 Stunden
1.090 Kubikmeter. Sämmtliche Räumlichkeiten dieses Bades sind in edlem Stile und
sehr rein gehalten, besonders aber ist das Dampfbad sehenswerth. Südlich vom Bruckbad
befindet sich in einem sehr gefälligen Gebäude das Gesellschaftsbad der ärmeren Klassen.
Links baden die Frauen, rechts die Männer um den möglichst geringen Preis von zehn
Kreuzern.
Die Hauptstadt läßt es sich besonders angelegen sein, das Bruckbad seinen Mit-
bewerbern gegenüber oben zu erhalten.
Nordwestlich vom Blocksbad befindet sich, im Hinterhofe des Gasthofes „zum
Propeller", die schon erwähnteHungariaqnelle. Ihre Temperatur ist 33 7 Grad Celsius und
sie enthält nach der Analyse von Matthias Ballö in 1000 Theilen Wasser 1 4265 Theile
feste Stoffe. Das ist nicht mehr, als auch das Wasser des Blocksbades aufzuweisen hat,
doch zeichnet sie sich durch ihren Lithium- und Bromgehalt aus. Unter den Budapester
Thermen kommt die Hungariaqnelle der der Margaretheninsel am nächsten, übertrifft
jedoch diese an Menge der festen Bestandtheile. Eigenthümlicherweise läßt unter allen am
Fuße des Blocksberg entspringenden Thermen nur die Hungariaquelle Hydrogeusulphid
nachweisen.
Verfolgt man die Straße, die vom Brnckbade südwärts dem Fuße des Blocksberges
entlaug führt, so gelangt man in kurzer Entfernung zum Blocksbad. Auch dieses ist schon in
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch