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kvmmeil in der ganzen Hauptstadt herum. Palota ist Station der Budapest-Wiener
Eisenbahn uud außerdem auch über Neupest durch die Pferdebahn mit der Hauptstadt
verbunden. Seine Straßen sind regelmäßig und schnurgerade, über die hübschen Hänser
ragen drei Kirchen empor. Die Eisenbahn entlang und auf der gegen Neupest führendeil
Hauptstraße stehen viele Landhäuser, da zahlreiche Hauptstädter, die tagsüber in Budapest
amtlich thätig sind, hier ihren ständigen Wohnsitz haben. Das so sehr erwünschte Cottage-
System ist in der Umgebung der Hauptstadt meist uur auf diese Art zu verwirklichen. In
Räkos-Palota befindet sich eine große Privat-Unterrichtsanstalt mit schönem Garten und
in ihrer Nähe die Gartenbauschule „Jstväntelek", die ihre Existenz der Freigebigkeit des
Grafen Stesan Kärolyi verdankt.
So hätten wir nun den linksnfrigen Theil der Hauptstadt und die ganze Reihe
von Ortschaften, die sie dort in engerem oder weiterem Halbkreis umgibt, überblickt. Alle
diese Orte lassen den starken Einfluß des mächtig aufstrebenden Landesmittelpunktes
erkennen, und während früher die Pnszta bis an die Thore Pests heranreichte, fühlt jetzt selbst
die kleinste Pnszta, wie nahe sie dem Brennpunkte der nationalen Enltnr liegt. Bei alledem
aber sind diese Ortschaften sämmtlich Dörfer geblieben, das heißt: in ihrem wirthfchastlichen
Leben spielt die Nohprodnetion die Hauptrolle. Sie sind es znm Theil, welche Budapest
mit Milch, Gartenprodncten, Weintrauben und Geflügel versorgen. Zur Stadt, zum
Jndnstrieplatz ist in der ganzen Umgegend der Hauptstadt blos ein Ort geworden, nnd
zwar der jüngste von allen: Neupest (l^-?ost).
Graf Stefan Kärolyi, der in der Geschichte dieser Gegend eine so wichtige Mission
erfüllt hat, begann im Jahre 1838, nach der Überschwemmnng, einen Theil seiner
Megyerer Pnszta den Pestern in Erbpacht zu überlassen, worans sie daselbst meistens
Weingärten aulegteu uud Landhäuser bauten. Eine Zeit lang ging es mit der Besiedelnng
langsam und Neupest hatte im Jahre 1850 nicht mehr als 673 Einwohner. Seine günstige
Lage an der Donau machte sich indeß immer mehr bemerklich. Die Nähe der Hauptstadt
zog immer mehr Arbeiter und eine slottirende Bevölkerung dahin. Die gute Verbindung
zu Schiffe und seit 1867 durch die Pferdebahn erleichterte die Besiedeluug noch mehr.
Anfangs gab es in der Ansiedelung viel schlimmes Bolk uud die Polizei des Pester Eomitats,
wie auch der Hauptstadt hatte alle Hände voll zu thuu, um der Neupester Diebsver-
biuduugeu und Geldfälscher Herr zu werden. Doch die rapide Entwicklung, die Errichtung
neuer Fabriken, eine bessere Verwaltung, seitdem der Ort in den Kreis der hauptstädtischen
Polizei eiubezogeu wordeu, führten in diesen vielfach an das Amerikanische mahnenden Ver-
hältnissen bald einen Umschwnng herbei. Neupest zählt jetzt au 25.000 Einwohner und bildet
mit seiuer blühende» Industrie, deu großen Spiritus-- und Lederfabriken, der Schiffswerft?,
dem Winterhafen und jeuer ganzen Reihe von hohen Schloten, die sich die Donau eutlaug
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch