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dem alten Geschlechte der Esiko (Chyko), das im XV. Jahrhundert blühte. Nach dem
Aussterben der Familie Kaläzy, die in der Gegend von Szent-Eiidre, Pomäz und Kaläz
begütert gewesen, riß Johann Chyko von Pomäz einen großen Theil der Gegend gewaltsam
an sich und baute auf dem jetzt Csikövär (Burg Csikö) genannten Berge eine Burg. Noch
heute sind auf der steil emporsteigenden Kuppe, welche die ganze Berggegend nnd die
Ebene längs der Donau beherrscht, etliche Steinwürfe und tiefe Gräben als Überreste
dieser Burg zu sehen. Auch weiß das Volk viel zu melden von Schätze», die der Burgherr
in den Tiefen des Berges verborgen habe.
Der Köhegy (Steinberg) wird in der Geschichte weit öfter erwähnt. An seinem
Fuße zog eine Hauptstraße der Römer vorbei, welche Szeut-Eudre mit Gran verband.
Die Urkunden aus der Zeit der Ärpadeu erwähnen den Köhegy als Kyhng und
? r o m o n t o r i u m ?oma? iense . Wegen seiner vorzüglichen Weingärten wurde viel um
ihn gehadert. Ladislaus IV. schenkte ihn im Jahre 1278 seiuer Schwester, der Fürstin-
Äbtissin des ans der jetzigen Margaretheninsel befindlichen Nonnenklosters; doch konnten
die Nonnen sich da keines ungestörten Besitzes erfreuen. Im XIII. Jahrhundert wurde er
ihnen wiederholt gewaltsam weggenommen; im Jahre 1467 bemächtigte sich dessen Johann
Chyko von Pomäz. König Matthias mußte zweimal Verfügung treffen, um den Nonnen
ihren rechtlichen Besitz zurückzuerstatten. Zur Zeit der Türkenherrschaft war der Köhegy
Eigenthum der Familie Vathay. Im Jahre 1662 schenkte ihn der Palatin Wesselenyi den
Preßbnrger Clarissiiiueu, was zu einem langen Streit zwischen diesen und der Familie
Vathay führte.
Über die längst kahlgewordenen Abhänge gelaugt man nur mit einiger Mühe auf den
Gipfel des Köhegy. Er ist nicht sehr hoch (367 Meter), hat aber oben eine sehr ausgedehnte
Hochebene, die gegen Osten in etwa 100 Meter hohen Wänden senkrecht abfällt. Sie bestehen
aus Trachyt-Tuff und Breccia und haben Vorsprünge, welche gewaltigen Bastionen
gleichen. Das Wasser hat die lose zusammenhängende Breccia zu sonderbaren Felsbildungen
ausgewaschen und einzelne Felsmassen gänzlich vom Massiv des Berges getrennt. In der
Urzeit brachen sich an diesen Felsen die Wellen des Alsöldmeeres. Auf diese geologische
Thatsache geht möglicherweise die Meinung des Volkes zurück, daß vor 200 Jahreu die
Donau ihren Weg noch am Fuße des Köhegy vorbei genommen habe und auch die Visegrader
Landstraße dicht unter dem Berge dahingezogeu sei. Das Pomäzer Volk, in seiner Lust
zu fabuliren, fügt übrigens noch hinzu, es wären in die Felsen des Köhegy große Eisen-
ringe eingelassen, die in jener alten Zeit zum Festlegen der Galeeren gedient hätten.
In nördlicher Richtung von Szent-Endre gelangt man in etwa anderthalb Stunden
nach Leanyfalu. Dieses ist eine der hübschesten Sommerfrischen der Hauptstadt uud
fast ausschließlich eine Schöpfung von Hauptstädtern, — Schriftstellern und Künstlern, —
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch