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In den letzten zehn Jahren, welche die Epoche einer umfassenden Bauthätigkeit und
eines allgemeinen Aufschwunges waren, hat sich die Bevölkerung Fiumes nahezu um ein
Drittel vermehrt, was anderseits den ungemein raschen Ausbau und die entsprechende
Belebtheit der schönen Hafenstadt nach sich zog. Zu dieser Zeit wurde auch das benachbarte
istrische Abbazia als klimatischer Curort eingerichtet, dem die Nähe Fiumes großen
Vortheil brachte, der aber auch wieder auf die Lebensverhältnisse in Fiume von günstigem
Einfluß war.
Der Religion nach ist die Bevölkerung Fiumes größtenteils (96 6 Procent) römisch-
katholisch. Die Verhältnißzahl der israelitischen Bevölkerung ist 17 Procent, die der
übrigen Glaubensbekenntnisse noch geringer.
Der Muttersprache nach trägt die Stadt entschieden italienischen Charakter. Italienisch
ist die Sprache der geschichtlichen Entwicklung, der localen Verwaltung, zum Theil der
Staatsbehördeu, dann des Handels, der Bildung und zumeist auch des niederen Volkes,
obgleich das italienische Element in der Stadt nur eine relative Mehrheit bildet. Die
Volkszählungsdaten des Jahres 1890 zeigen folgende Verhältnisse: Italiener 13.318 (in
welcher Zahl auch 200 bis 300 Ausländer mit englischer, französischer, griechischer n. s. w.
Muttersprache enthalten sind); Kroaten 10.770; Wendisch-Slovenen 2.780; Deutsche
1.495; Magyaren 1.062 u. s. w.
Die magyarisch sprechende Bevölkerung gehört zumeist den Kreisen der öffentlichen
Ämter, sowie der größeren Handels- und Industrie-Unternehmungen an; ihre Anzahl
wächst von Jahr zu Jahr. Die ansässig werdenden Magyaren, wie überhaupt die
Eingewanderten eignen sich die herrschende italienische Sprache rasch an. Die Sprache
des wendisch-slovenischen Volkes ist dem istrischen Dialect verwandt, der seinen slavischen
Grundcharakter reichlich mit den Sprachformen des Italienischen vermengt hat und hier
einen eigenthümlichen Misch-Dialect bildet.
Die italienische Sprache Finmes ist übrigens der im oberen Veneto gesprochenen
nahe verwandt, was die Überlieferung bestärkt, daß die mittelalterliche Bevölkerung
Fiumes im Wege des Handels aus der damals so glanzvollen Republik Venedig an die
Gestade des Qnarnero verpflanzt worden sei. Auch die Bauart und die Volksbranche
deuten darauf. Die Fiumauer Volkssprache hat die auffallende Eigenthümlichkeit, daß sie
das Fürwort il wie ei und die Mitlauter s und 2 weich ausspricht. Zum Beispiel:
lu casa — la kascha, il soläato — el scholdato. Die ursprüngliche italienische Bevölkerung
hat sich im Laufe der Zeit vielfach, besonders mit den kroatischen Familien vermischt und
die Familiennamen sogar zeigen längst nicht mehr den wahren Ursprung der Geschlechter.
Neben den italienischen Familiennamen der einstigen Patrizier (Eiotta, Scarpa, Eatinelli,
Celebrini, Catti, Benzoni) kommen die kroatischen Namen von italienischen Familien am
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch