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Die Umgebung der Altstadt ist in ihrem oberen Theile die Umgebung der Kirche
San Vito, wo das königlich ungarische Staatsgymnasinmin den Räumlichkeiten
des ehemaligen Jesuitenklosters sehr schön eingerichtet ist. Seine naturgeschichtliche
Sammlung ist sehr beachtenswerth und gibt ein recht vollständiges Bild der Thierwelt
des Quarnero. Nebenan erhebt sich die königlich ungarische Handelsakademie,
eine vorzügliche praktische Schule, deren Zöglinge auch im Auslande leicht Verwendung
finden.
Diese beiden Institute sind die ersten öffentlichen Civil-Unterrichtsanstalten
Fiumes, die trotz der italienischen Unterrichtssprache der lernenden Jugend die Mittel
bieten, sich auch die für ihren Lebensberuf nothwendige ungarische Sprache anzueignen.
Außerdem besitzt Fiume noch eine ungarische staatliche Bürgerschule für Knaben und
Mädchen. Die übrigen Anstalten für Volksunterricht werden durch die Stadt erhalten,
und zwar in freigebiger Weise, bei guter Ausrüstung. Überhaupt ist die Bevölkerung der
Hafenstadt vorzüglich mit öffentlichen Unterrichtsanstalten versorgt, in denen die
Unterrichtssprache die italienische ist, dabei aber auch die ungarische Sprache gelehrt
und der in der Geschichte oft bewährte patriotische Geist der Hafenstadt treulich
gepflegt wird.
Ein überaus interessanter Theil der Altstadt ist ferner die Via della Finmara,
in welcher Straße das kroatische Gymnasium steht, ein gleichfalls vortrefflich eingerichtetes
Institut von ganz kroatischem Charakter. Hier ist der Canale, das heißt die ehemalige
Mündung des Fiumara-Flusses, welche abgesperrt und mit starken Quais eingefaßt jetzt
als sicherer Ankerplatz für die Küstenschiffahrt dient.
Dieser mit einer dichten Allee beschattete und reichlich mit fließenden Quellbrunnen
versehene Hafen bietet mit seinem Volksleben eine der originellsten Sehenswürdigkeiten
Fiumes. Braune Jstrianer, hagere Dalmatiner, bewegliche Italiener und sehr häufig auch
griechisches Schiffervolk tummelt sich durcheinander, und ihre schwer befrachteten Segel-
fahrzeuge liegen in langer Reihe am sicheren Quai des Cauale, wo sie einen ganz ansehn-
lichen Mastenwald bilden. Der Fischer von Chioggia in der wollenen Mütze legt seine
behende Fischerbarke neben den mit Wein oder Ziegeln beladenen Traghetto des Dalma-
tiners in rother, gestickter Beretta, und sie halten gute Nachbarschaft. Das Marktvolk
draußen am Ufer versorgt sie mit Lebensmitteln, Wein, Spiritus, Geschirr, Bundschuhen,
Riemen, Kleidern und was sonst der Schiffer zu haben wünscht. Gegen Abend setzt sich
die Bevölkerung der kleinen Schiffe auf dem Verdeck zusammen, kocht sich auf dem
Herde sein bescheidenes Abendbrot und verzehrt es unter den Augen des am Quai lust-
wandelnden Publikums. Unzertrennlich vom Chiozzoten-Fischer ist der kleine gelbe,
spitzohrige, ungemein kluge Hund, derselbe „Puli-Huud", den die ungarischen Schafhirten
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch