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Tag für Tag hieher schleppen. Da ist denn die Pescaria ein förmliches Seemuseum. Die
blanrückigeu Sgombri, der großmäulige und schmackhafte Branzino, die Orada, der Thun-
fisch und hundert geringere Sorten, die Polpetti, Tintenfische, Muscheln, Riesen- und
Zwergkrebse, die verschiedensten Weichthiere und Krustenthiere des Meeres wimmeln und
krabbeln auf den Tischen umher. Unter den Krebsen sind die Scampi besonders geschätzt;
es sind rothe Quarnerokrebse (nepkrvps norveAicus), die außer in Norwegen nur hier zu
finden sind und eine Besonderheit des Fiumaner Marktes bilden. Übrigens erfordern die
Sehenswürdigkeiten der Fischhalle einen guten Magen und eine starke Natur. Wer sich
leicht ekelt, hält dem starken Geruch der Seethiere und dem oft abstoßenden Anblick dieser
schleimigen, mit schlangenähnlichen Gliedmaßen sich windenden und sträubenden Weich-
thiere nicht lange Stand.
Eine bemerkenswerthe Stelle im oberen Theile der Altstadt ist noch der sogenannte
Seoglietto, der sich oberhalb der nach Snsak hinüberführenden Fiumara-Brücke längs
des Flusses Tersatto gegenüber hinzieht. Das ist die alte, schattige Promenade Fiumes,
wo auch jetzt noch gerne die öffentlichen Festlichkeiten abgehalten werden, obgleich das
moderne Fiume schon seit 1876 an seinem westlichen Ende einen neuen, aus herrlichen
Lorbeerhainen bestehenden öffentlichen Park, den sogenannten Giardino Pnbblico
besitzt. Jenseits des Seoglietto gähnt bereits die Schlucht der Fiumara.
Die alten Kirchen der Hafenstadt und die sonstigen Kunstdenkmäler kirchlichen
Charakters sind gleichfalls im Bereiche der Altstadt zn suchen. Drei Kirchen zeichnen sich
besonders durch Alter und künstlerischen Werth aus.
Die erste ist die Pfarrkirche, die ekiesa äsl ckuomc» am östlichen Ende der
Gomila. Die Kirche hat einen freistehenden viereckigen Glockenthurm (eampanile), dessen
venetianischer Charakter schon von ferne sogleich auffällt. Der mit einer Kuppel gedeckte
Thurm ist das älteste mittelalterliche Baudenkmal der Hafenstadt. Die Kirche selbst ist
in herrlicher Neurenaissance erbaut und hat eine Fa^ade nach dem Muster von S. Maria
della Salute zu Venedig. Unter dem Doppelfenster des Campanile liest man ohne Mühe
die Jahreszahl der Erbauung, 1377; die Kirche selbst ist vermuthlich noch älter. Die
Monstranz ist, laut ihrer lateinischen Inschrift, auf Bestellung der edlen Wittfrau
Barbara Bolz im Jahre 1489 verfertigt. Das Altarblatt ist eine sehr gute Eopie von
Tizians Assunta, von der Hand des verstorbenen Fiumaner Malers Simonetti. In die
Seitenmauern der Kirche sind römische Jnschriftsteine eingefügt, die in Fiume gefunden
wurden.
Der Duomo diente einst dem Vicar des Bischofs von Pola als Kathedralkirche;
seit 1787 ist er die Pfarrkirche der bischöflichen Diöcese von Zengg-Modrns und sein
Pfarrer in der Regel Abt oder Propst, dem ein kleineres Kapitel beigeordnet ist. Diese
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch