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Fiume im Alterthum wird, wenn auch in unbestimmten Zügen, von mehreren
römischen Schriftstellern erwähnt. Auf der Spur von Ptolemäus, Strabo, Livius,
Plinius, Appianns und Justinus läßt sich feststellen, daß vor der römischen Eroberung die
Japyden die Urbewohuer des Quaruero waren, unter denen sich nach der Zerstörung
Trojas libnrnische und vielleicht auch griechische Colonisten niederließen. Daher der
Name Liburui a, unter dem die Umgebung und Inseln des Meerbusens erwähnt werden.
Die schnellen Schiffe der Libnrner (I.iduinae naves) finden sich auch bei Horaz erwähnt.
Vermuthlich waren Japyden wie Libnrner Völkerschaften phönicifchen Ursprungs. Nach
Livius (IZist. lid. 4) erstreckte sich Liburnia vom istrischen Flusse Arsia (jetzt Arsa) bis
zum Flusse Titius (jetzt Kerka) und innerhalb dieser Strecke befanden sich der Fluß
Oeneus und die nach ihm benannte Stadt, oppickurv Oeneum; dies sind also die
ältesten bekannten Namen für Fiume und die Fiumara. Jenes volkreiche libnrnische
Gebiet aber, das sich von der Arsia bis zum Oeneus erstreckte, war unter dem Namen
„civltates llanates" bekannt. Diese Städte sind bei Ptolemäus (lib. 8) folgendermaßen
aufgezählt: Flanona (jetzt Fianone), Alvona (jetzt Albona), Tarfatica, Mündung des
Flusses Oeneus, Velcera (Buceari) und Senia (Zengg).
Das in der Liste vorkommende Tarsatica ist höchst wahrscheinlich der spätere
keltische Name für Fiume (Oeueum). Dieser Name, der in römischer Zeit zur Bezeichnung
der Citadelle von Fiume und augenscheinlich auch der auf beiden Ufern des Flusses
angelegten bürgerlichen Colonie diente, hat sich im Namen des heutigen Tersatto erhalten,
während der Name des alten Tarsatica (Fiume) sich im IX. Jahrhundert geändert hat.
Dieser Thatbestand findet auch darin eine Bestätigung, daß die römischen Jnschriststeine
alle auf dem Gebiete des heutigen Fiume gefunden werden, während keine Spur darauf
hinweist, daß an der Stelle des heutigen Tersatto (Trsat) eine römische Beste gestanden
habe. Auch der oberhalb Fiumes entlangziehende römische Steinwall und der römische
Thorbogen zu Fiume lassen es unzweifelhaft erscheinen, daß an der Stelle des heutigen
Fiume eine römische Beste Namens Tarsatica stand.
Liburuieu kam nämlich nach dem illyrischen Kriege des C. Marcins Fignlns
(156 v. Chr.) und P. Scipio Nasica (155 v. Chr.) unter die Herrschaft Roms nnd war
Jahrhunderte lang der Schauplatz unaufhörlicher Wirren und Kriegszüge.
Aus den Stürmen der Völkerwanderung hat sich die Spur einer vorübergehenden
langobardischen Herrschaft erhalten, an die Hunnen aber und den Durchzug Attilas
erinnert eine interessante Sage nebst einem daran geknüpften Volksbrauche. Das niedere
Volk der Finmaner Gegend und Oberistrieus bewahrt nämlich die Ueberlieferung, daß
der Hunnenkönig Attila, als seine Schaaren auf dem Wege nach Aqnileja hier durchzogen,
seine ungeheuren Schätze im Karst, und zwar in einem trockenen Brunnen, verbergen und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch