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bis 350.000 Barils (zu 150 Kilogramm) rohes Petroleum und bezahlt dem ungarischen
Staatsschatz an Zoll und Steuern etwa 4'/- Millionen Gulden jährlich. Die gewaltige
Fabriksanlage ist durch Schienen mit dem vor ihr gelegenen festen Petroleumhafen
verbunden, der mit Rücksicht auf die Feuersgefahr ein eigenes Bassin und darin Raum
genug hat, die überseeischen Petroleumschiffe aufzunehmen.
Noch weiter hinaus folgen die beiden letzten Fabriken am Westende der Stadt. Die
eine ist die Whitehead'sche Torpedofabrik. Sie ist allen Kriegsmarinen der Welt
wohlbekannt wegen ihrer berühmten, durch Luftdruck bewegten und mit Rückkehrvor-
richtungen versehenen Fischtorpedos. Wegen der Whitehead'schen Torpedos sieht man vor
der Fabrik häufig Kriegsschiffe fremder Mächte, zuweilen selbst südamerikanischer Staaten
ankern, die sich hier mit dem zerstörenden Apparat versehen.
Die andere Fabrik ist die Chemikalienfabrik bei Cantrida. Über einem wasser-
reichen Bach angelegt, arbeitet sie mit Dampf- und Wasserkraft und beschäftigt etwa
60 Arbeiter. Sie hat eine starke Ausfuhr, namentlich von Säure-Präparaten.
Und damit schließt der lange westliche Ausläufer der Stadt. Kleinere Fabriken,
besonders für Aufarbeitung des Holzes und für Teigwaaren, sind in verschiedenen Theilen
der Stadt verstreut. Die einst berühmte Schiffswerft?, die noch im Jahre 1856
41 vorzügliche Segelfahrzeuge vom Stapel ließ, ist uuter der Herrschaft des Dampfes
eingegangen. Die Zeit der Segler ist vorbei.
Etliche andere Fabriksanlagen befinden sich am östlichen Ende der Hafenstadt, in
der Finmara-Schlucht. Vor Allem die schon im Jahre 1827 gegründete Papierfabrik
von Smith und Meynier, die mit Dampf- und Wasserkraft arbeitet. Sie ist eine
berühmte und im Großen arbeitende Fabrik, zu deren Besichtigung jedoch eine vorher
erwirkte Erlaubniß nöthig ist; ihre feinen Papiererzeugnisse sind im Jnlande weniger
bekannt als im fernen Osten, in China, Indien, ja selbst England, wohin sie den Weg
gefunden hat. Weiter oben in der Schlucht dampft der Schlot der Dampfmühle von
Zakalj, wo aus ungarischem Weizen Mehl für die Ausfuhr gemahlen wird.
In der Nähe der Papierfabrik befindet sich auch die sogenannte Zwir-Quelle.
Sie ist eigentlich die Quelle der Fiumara, die zwar einen kurzen Lauf, aber reichlich
Wasser hat. Sie gehört zu den Wundern des Karst und soll 90 Meter tief sein. Nach
Einigen stünde sie in Verbindung mit dem weit entfernten Zirknitzer-See, dessen zeitweilig
ausbleibendes Wasser hier hervorbräche. Ganze Legenden knüpfen sich an den unter-
irdischen Fluß, der da unter der senkrechten Felswand plötzlich zu Tage tritt und einen
ständigen Wärmegrad von 10 5° E. hat. Sein mächtiges und klares Wasser treibt, gleich
vom Ursprung ab, Mühlen und ergießt sich alsbald in die höher herabkommende und zur
Sommerszeit oft versiegende Recina. Eigentlich trägt blos das Wasser der letzteren den
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Volume 12
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Ungarn (3)
- Volume
- 12
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.49 x 21.91 cm
- Pages
- 626
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch