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Das Rheinthal von Mayenfeld in der Schweiz bis zum Bodensee bildet die
bedeutendste Gebirgsspalte in der ganzen Nordalpenzone. Infolge der ziemlich geraden
Erstrecknng und der nicht unbedeutenden Breite des Thals — die erstere beträgt
58 Kilometer, wovon 30 auf Vorarlberg entfallen, die letztere wechselt zwischen 2 bis
10 Kilometer — gewinnen wir in dieser Spalte einen recht belehrenden Einblick auf die
inneren Ketten der nördlichen Zone, von der Neogensormation am Ostufer des Bodensees
über die Flysch- und Kreidezone bis zu den Kalkgebilden, welche im Süden den Ausblick
abschließen. So interessant aber dem Geologen diese Gebirgsspalte ist und so sehr sich
auch der nicht steingelehrte Wanderer an den mannigfachen Landschaftsbildern erfreuen
mag, welche durch die verschieden gestalteten Abhänge bedingt sind, so wenig erquickend ist
in manchen Abschnitten, namentlich in den unteren, der Anblick der Rheinthalebene selbst.
Diese ist nichts anderes als ein vom Stromgeschiebe aufgeschwemmtes Land, welches den
Bodensee im Laufe von Jahrtausenden bis auf die heutige Südostgrenze zurückgedrängt
hat. Und wer dieses Gebiet nicht nur vom dahineilenden Eisenbahnwagen aus überblickt,
sondern abseits der Straße zu Fuß durchwandert, der findet nur zu oft weitausgedehnte
Moore und Tümpel, magere, baumlose Wiesen und von stagnirenden Gewässern durch-
zogene Strecken.
Von Bregenz rheinanfwärts führt uns die Straße über den Ölrein, von wo wir
noch einmal auf die freundliche Bregenzer Bucht zurückschauen; auf einer langen gedeckten
Brücke übersetzen wir die Ache und kommen bald nach Lauterach, von wo die Eisenbahn-
linie in die Schweiz abzweigt. Von hier ab liegen alle bedeutenderen Ortschaften des
Thals am Saum des Gebirges, denn die ersten Ansiedler kannten die Tücke des Stroms
und die späteren suchten sich die Wasserkräfte der Berge dienstbar zu machen. So finden
wir Schwarz ach am Ausgang des uns schon bekannten Schwarzachtobels, der auch
wegen der ansehnlichen Wetzsteinerzeugung zu nennen ist; dann folgt das stattliche Dorn-
birn, in seinen vier Vierteln weitausgedehnt und mit seinen äußersten Pareellen hoch in
die Regiou der Vorberge hinaufragend. Der Marktflecken Dornbirn bildet die größte
Ortschaft des Landes und ist bekanntlich der Hauptsitz der hochentwickelten vorarlbergischen
Baumwollindustrie, die von hier ab im Rhein- und Jllthal bis Bludeuz in allen
größeren Ortschaften und zahlreichen einzelnen Fabriken betrieben wird. Bei Dornbirn
össnet sich die Schlucht der Dorubirner Ache, welche am Fuße des hohen Freschen entspringt
und im Unterlauf den Namen Fnfsach führt. Von Dornbirn ab nähert sich der stellen-
weise wandähnliche, dann wieder ganz zerklüftete Abfall des Höhenzuges, der hier in der
Hohen Kugel (1.643 Meter) culmiuirt, mehr dem Strome. Hart am Gebirge zieht sich
in langer Zeile Hohenems hin, ehemals Hauptort der gleichnamigen Grafschaft und
zeitweilige Residenz des einst hochangesehenen Grafengeschlechtes gleichen Namens.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch