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wohlbekannten Krautschneider. Die weiter thaleinwärts liegenden Ortschaften sind klein
und unansehnlich, so Gnrtipol, Gaschnrn und Patenen (1.047 Meter), das letzte Dorf des
Thals auf ziemlich breiter Thalsohle, die nur mehr geringe Fruchtbarkeit zeigt. Von hier
bildet die schöne Pyramide der Vallüla (2.810 Meter) den scheinbaren Thalabschluß.
Von Patenen führt ostwärts ein ziemlich stark begangener Saumpeg, das 1.852 Meter
hohe Zeiuisjoch, nach Tirol; weiter südlich vermittelt die Biller Höhe (2.046 Meter)
ebenfalls die Verbindung mit dem östlichen Nachbarlande. Bei Patenen biegt das Jllthal
plötzlich nach Süden um, während es bisher in seiner ganzen Erstreckung die südöstliche
Richtung eingehalten. Mit dieser Richtung ändert sich auch der Landschaftscharakter wieder.
Wir betreten nun das Gebiet des Hochgebirges, das die bleibende Ansiedlnng der Menschen
nicht mehr duldet. Die Berge der Gneiszone, in die wir schon bei St. Gallenkirch getreten,
zeigen zwar gewöhnlich nicht die seltsamen Gestalten der Kalkgebilde, aber sie bauen sich
gewaltiger auf und sind in ihrer geringeren Zerklüftung der Gletscherbildung günstiger, und
bald führt uns auch das Thal in die Regionen, wo das Rauschen der Wässer verstummt
unter der Fessel des ewigen Eises, aus dem sich die dunklen Bergriesen im äußersten
Süden des Landes in ewig ungestörter Einsamkeit majestätisch erheben. Zu Füßen der
südlichsten und höchsten Grenzmarke, des 3.313 Meter hohen Albuinkopf oder Piz
Bnin, lagert sich ein weites Amphitheater von Eis und Gletschern (Vermont), aus dem
in einer Höhe von 2.176 Meter die Jll ihren Abfluß nimmt.
Von Bludeuz erstreckt sich in genau östlicher Richtung das Klosterthal, welches
unter allen Thälern des Landes am wenigsten reich sein dürfte an landschaftlicher Schönheit.
Von der Mündung bei Bludeuz bis zum Dorfe Braz ist es noch ziemlich breit und nicht
unfreundlich, aber es steigt schon bedeutend an. Von Braz thaleinwärts verschwindet
allmälig die Thalsohle; die Straße, welche oft das Flußufer wechseln muß, um Raum
zu gewinnen und vor Lawinen und Muhren geschützt zu sein, hält schon die nächst höhere
Stufe ein; noch höher liegt die Eisenbahnlinie, welche bald hinter Blndenz rasch ansteigt
und dann in kühnem Bau oft an schwindelnden Abgründen der Klosterthaler Alpen hinzieht,
deren Wände und Kämme mauergleich emporragen, von zahllosen Wildbächen durchrissen.
Tief unter der Bahnlinie liegen die wenigen armen Dörflein, von denen Klösterle, am
Ausgang des Wäldlitobels, dem Thal den Namen gegeben hat. Auf der Südseite sind die
Bergabhänge meist dicht bewaldet und verhindern durch ihre Nähe den Blick auf die Gipfel
der weiter rückwärts aufragenden Gneisberge der Verwallgrnppe. Dort wo die Straße
auch das Niveau der Eisenbahnlinie erklommen hat, um über Stuben die Höhe des Arl-
berges zu gewinnen, liegen die wenigen Häuser von Langen (1.217 Meter) in nächster
Nähe des Westportals des großen Tunnels. Aus geringer Entfernung grüßt das Dörflein
Stuben zum Abschied, wie es uns den Willkomm beim Eintritt ins Land geboten hat.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch