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Aus der eigentlichen Bronzezeit ist das Fundmaterial in Tirol ziemlich
spärlich, in Vorarlberg dagegen verhältnißmäßig bedeutend. Tirol gehört eben, wie alle
verkehrsreichen Durchzugsgebiete, zu den „entwicklungsarmen Bronzezeit-Provinzen",
während Vorarlberg geographisch und entwicklungsgeschichtlich sich enger an die Schweiz,
das classische Land mitteleuropäischer Bronzecultur, anschließt. Es läßt sich indessen auch
in Tirol immerhin constatiren, daß die alten Niederlassungen weiterblühten, und daß sich
außerdem die Besiedeluug allmälig mehr und mehr ausdehnte. An den Stellen, wo Reste
der Terramarecultur zum Vorschein kamen, wurden nämlich fast durchaus auch Artesacte
aus jüngerer Zeit gefunden, und anderseits besitzen wir aus den verschiedensten Theilen
des Landes, zum Theil aus sehr entlegenen Thalwinkeln und von schwer zugänglichen
Berghöhen Utensilien der eigentlichen Bronzeperiode, Waffen, Schmuckgegenstände und
Werkzeuge.
Reicher und mannigfaltiger werden die Funde erst gegen Ende der Bronzezeit und
in der älteren Eisenzeit, der Periode der Hallstatt-Cultur. Ergiebige Quellen sür
diese interessante Culturepoche sind auch in Tirol wie in Oberitalien und in den ostalpinen
Nachbargebieten die Gräberfelder. Solche wurden in den letzten Decennien an ver-
schiedenen Orten, sowohl diesseits als jenseits der centralen Alpenkette aufgedeckt. Es sind
durchaus Flachgräber, welche oberflächlich durch nichts gekennzeichnet erscheinen. Sie
liegen, wo es die Ortsverhältnisse irgend gestatten, unmittelbar am Ufer eines Flusses oder
Baches, und zwar so hoch, daß sie auch bei Hochwasserstand der Jnnndationsgefahr nicht
ausgesetzt waren. Sämmtliche enthalten Brandgräber, nur in zwei nordtirolischen Nekro-
polen (Matrei und Sistrans) sind neben den Brandgräbern sporadisch auch Skeletgräber
coustatirt worden. Der Leichenbrand ist in Thonurnen, manchmal in Bronze-Eimern bei-
gesetzt. Meist ist das Aschengefäß von Steinen umstellt, regelmäßig aber mit einer großen
Steinplatte bedeckt. Ausnahmsweise befindet sich der Knochenbrand unmittelbar in einer ans
unbehauenen Platten hergestellten Steinkiste. In und zum Theil neben den Urnen liegen
die Beigaben. Fast jedes Grab enthält mehrere kleine Thongesäße, meist zwei, einen Becher
und eine flache Schale; selten sind die Beigefäße aus Bronze. Sehr häufig finden sich
Messer unter den Beigaben, wohl auch andere Geräthe häuslichen Gebrauches. Eine
besonders hervorragende Rolle aber spielen, namentlich in den Frauengräbern, die
Schmuckgegenstände.
Das reichhaltigste Gräberfeld im Etfchgebiete ist das von Pfatten, südlich von
Bozen. Es umfaßt den langen Zeitraum vom Ende der Bronzecultur über die ganze
Hallstatt-Periode bis in die La Tene-Zeit. Die Cultur, welche uns aus der Grabanlage
und den Grabbeigaben entgegentritt, steht unter maßgebendem italischen Einfluß. Die
Beziehungen zwischen den hier gemachten Funden und denen der norditalienischen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch