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Die Römerzeit in Tirol und Oorarlberg.
Die Gebiete, welche das heutige Tirol ausmachen, treten in die Geschichte erst
ein, als sie dem römischen Reich einverleibt wurden. Dies geschah hinsichtlich des Etsch-
thals abwärts von Bozen schon in der Zeit, da im Jahre 102 v. Chr. die Cimbern von
Norden her gegen Tridentnm (Trieut) vorbrachen und hier den College» des Marius,
Lutatius Catulus, zum Rückzug nach der Po-Landschaft zwangen. Seit dieser Zeit bildete
das Gebiet von Tridentnm einen Theil der Provinz „Gallien diesseits der Alpen", dessen
Statthalter unter Anderen auch Julius Cäsar war. Durch diesen wurde die Einverleibung
der bisherigen Provinz in das Hauptland Italien vorbereitet, die zwei Jahre nach seinem
Tode durch die Triumviru wirklich durchgeführt wurde. Freilich nicht ohne daß die Bezirke
nordwärts des Po auch fernerhin in mehr als einer Hinsicht von Alt-Italien unterschieden
worden wären: so in Bezug auf die Rekrutiruug, welche hier wie in einer Provinz
vorgenommen wurde. Überdies war, so lang die rhätischen Gaue nicht unterworfen waren,
hier eine Besatzung zum Schutz der Grenze gegen die Einfälle der barbarischen Stämme
Vonnöthen und noch im II. Jahrhundert u. Chr. begegnen uns hier Reichsbeamte nach
Art der Statthalter. Mau darf dabei bemerken, daß anderseits die Provinz Noricnm,
welche die innerösterreichischen Landschaften und von Tirol das Pusterthal umfaßte, auch
einen solchen Übergangszustand zwischen provinzialen Einrichtungen und italischer Bevor-
zugung darstellte.
Nach italischer Ordnung zerfiel die eisalpinische Landschaft in Stadtgebiete, von
denen im heutigen Wälschtirol die von Verona, Brixia (heute Breseia), Feltria (heute
Feltre) und Tridentum zusammenstießen. Das Gebiet des letzteren war im Süden ziemlich
eingeengt, da die Gegend am oberen Gardasee, dann Val di Ledro und Jndiearien zu
Brixia, der größere Theil von Val Sngana zu Feltria gehörte. Nur uach Norden hin
breitete sich das Tridentinische weiter aus, indem es den Nonsberg oder, wie er damals
hieß, das Thal der Ananner umfaßte, ferner das Etschthal bis in die Gegend des
heutigen Meran. Am Eisack mochte die Grenze bei Sabiona (das Snblavione oder viel-
mehr Subsabione der Jtiuerarieu wird das heutige Klausen sein) liegen, wo eine Zollstätte
des großen illyrischen Zollsprengels, zu dem Rhätieu gehörte, eingerichtet war.
Tridentum, wenn auch für sich uur ein kleines Muuizipium, übte als die „Stadt"
seines Gebietes doch den entscheidenden Einfluß auf dessen Entwicklung. Hier war der
Sitz der „Zweimänner mit richterlicher Gewalt", welche den Consulu zur Zeit der
bekanntlich nicht sehr bedeutenden Anfänge des römischen Staates entsprachen. Neben
ihnen waltete ein Gemeinderath von uormalmäßig hundert Mitgliedern, ohne daß diese
Zahl je voll gewesen wäre. Während im I. Jahrhundert der Kaiserzeit die Wahl der
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch