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von dem der Bodensee damals „Bregenzer See" hieß. Man hat hier eine dem Sohne des
Kaisers Tiberius, dem jüngeren Drnsns, gewidmete Inschrift gefunden, welche beweist,
wie rasch sich das neue Regiment einbürgerte.
Die Alpenbewohner traten so in den Weltverkehr ein, und im Laufe der Entwicklung
wurden mehruudmehr ans bloßen Unterthanen „Römer", als welche sie später allgemein
bezeichnet werden. Aber freilich, die Entwicklung von Augustus bis auf die Zeiten des
Odovacar und Theodorich hatte viele Zwischenstufen zu überwinden.
Von den kleinen Stämmen, wie den Genauueu uud Jsarkeu, ist später nicht mehr
die Rede, da ihre selbständige Organisation nach dem Eroberungskriege vielleicht vernichtet
wurde. Wird doch auch von gewaltsamen Hinwegführungen des streitbarsten Theiles der
Bevölkerung gesprochen, was gar wohl die Genannen und Jsarken betreffen kann. Was
übrig blieb, ging auf in der Bezeichnung „Rhäter", deren ethnographische Verschiedenheit
von den Kelten mehrfach betont wird: sie seien vielmehr den alten Etrnskern verwandt.
Hingegen haben die Breonen sich bis über die römische Herrschaft hinaus unter diesem
Namen behauptet, ohne eine städtische Entwicklung durchzumachen; sie blieben nach
Gauen gegliedert. Im Gebiete der Breonen lagen die Ortschaften Vipitennm (bei
Sterzing; danach ist das Wippthal benannt), Matreinm (Matrei), Neledidna (Witten),
die alle in die vorrömische Zeit hinaufreichen, wie die Namen und die (bei Matreinm)
gefundenen etruskischeu Culturreste beweisen. Der Thalkessel bei Vipitennm erscheint über-
dies in der römischen Zeit als wohlbevölkert und als ein Sitz der Honoratioren des
breonifchen Stammes, die zum Theil schon bald nach der Eroberung das Recht erst
latinischer, nachher römischer Bürger erwarben, während die Menge der Bevölkerung
allerdings noch ein Jahrhundert und mehr der mindestberechtigten Kategorie, den
sogenannten Peregrinen, zugehörte. Von hiesigen Namen sind uns Tiberius Claudius
Raetieiauus, Aelius Quartiuus, Aurelia Rufina, Clauza (das ist Claudia) bekannt, woraus
man auf das Emporkommen dieser Familien in der Zeit der gleichnamigen Kaiser, wie
Tiberius, Claudius, Aelius Hadriauus, Aurelius Antoninns, einen Schluß ziehen kann.
Für das Gebiet der Venostes sind uns keine Ortsnamen durch die Jtiuerarien —
die römischen Straßenkarten und Stationenverzeichnisse — überliefert und wir kennen die
Verhältnisse dieses Gebietes erst aus der Zeit nach dem Sturz des Reiches näher, aber
dieselben reichen natürlich ihren Ursprüngen uach in die frühere Periode zurück. So die
Entwicklung von Maia — der Name lebt im heutigen Meran und (Ober-)Mais fort —
das im III. Jahrhundert n. Chr. als eine Zollstation erscheint, in dessen Nähe das Kastell
Teriolis den Straßenverkehr überwacht. Später wird Maia selbst, das sich zu einer für
diese Gegenden ansehnlichen Ortschaft entwickelt hatte, mit Mauern umgeben und dient
in der Bajuvareu- uud Lougobardeuzeit als Grenzkastell. Auch als religiöses Centrum
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch