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Nach Maximilians frühem Tode (1618) übergab Kaiser Ferdinand II. seinem
Bruder Leopold V. Tirol und die Vorlande, anfangs blos zur Verwaltung, dann aber
als eigenes Fürstenthnm für sich und seine Nachkommen. Der neue Herrscher vermalte sich
mit einer italienischen Prinzessin, Claudia von Medici, und damit gewann am Jnnsbrncker
Hofe eine italienische Partei großen Einfluß, die Beziehungen zu den italienischen Fürsten-
höfen und zu Italien überhaupt wurden weit lebhafter als zu Deutschland. Leopold, in
manchen Zügen seinem Oheim Ferdinand II. ähnlich, liebte wie dieser eine glänzende Hof-
haltung und war ein Freund der sie verschönernden Künste. Aber der Ernst der Zeit
drängte zu kriegerischen Rüstungen. Die im benachbarten Graubünden ausgebrochenen
Kriegsunruhen brachten der Westgrenze Tirols eine Zeitlang ernstliche Gefahr, und als
die Schweden in Baiern eingebrochen waren, nahte der Nordgrenze eine noch größere.
Mit dem Schutz uud der Vertheidigung der Feste Ehrenberg beschäftigt, starb der Erz-
herzog. Der Aufwand der Hofhaltung nnd die Vorkehrungen zur Sicherung der Landes-
grenzen zwangen auch Leopold zu wiederholter Einberufung der Landstände und zu
mehrmaligen Forderungen an sie, aber sie sträubten sich gegen die Übernahme größerer
Schuldenlasten und die Bewilligung neuer Einnahmequellen; laute Klagen erhoben sie über
die ihnen zugemutheten Opfer und über die Kränkung ihrer Rechte.
Nach Leopolds Tode übernahm seine Gemalin Claudia anstatt ihrer unmündigen
Söhne die Regierung, unterstützt von den Kaisern Ferdinand II. und Ferdinand III. als
Mitvormündern. Sie bediente sich bei ihren Regierungshandlungen vorzüglich des Rathes
des berühmten Kanzlers Wilhelm Biener, der die landesfürstlichen Rechte sowohl gegen
die Stifte Trient und Brixen, als auch gegen die Stände energisch zu wahren wußte.
Aber vor den verderblichen Folgen des dreißigjährigen Krieges Land und Volk zu schirmen,
lag nicht in seiner und seiner Herrin Macht. Die unvermeidlichen Durchzüge italienischer
und spanischer Kriegsvölker verursachten viel Unheil, die rohen Soldaten brannten im
Übermuth oder aus Unvorsichtigkeit ganze Ortschaften nieder, stahlen und raubten, trieben
allerlei Unfug und hinterließen dem Lande als Erbe die Pest.
Als Claudia's älterer Sohu Erzherzog Karl Ferdinand volljährig geworden,
übergab sie ihm die Regierung und damit verlor auch Biener seinen Einfluß, wogegen
die italienische Partei am Hofe entschieden das Übergewicht erhielt. Sie benützte es, um
Biener, den sie tödlich haßte, zu verderben und es gelang ihr in der That. Biener wurde
des Hochverraths beschuldigt und im Schlosse zu Rattenberg enthauptet. Nun nahm das
Jnnsbrncker Hofleben noch mehr den Charakter der gleichzeitigen Höfe Italiens an, selbst
italienische Schauspiele wurden in dem neuerbauten Theater zu Innsbruck gegeben. Der
Aufwand zur Bestreitung der zahlreichen Festlichkeiten und Vergnügungen zerrüttete die
landesfürstlichen Finanzen noch weit mehr, und da die bedeutenden Summen, die Frankreich
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch