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hatte, zum großen Theil erschlagen und der Rest ward ans seinem Rückzüge von den
Landesvertheidigern unter der Führung des tapferen Martin Sterzinger arg mitgenommen.
Dieses Mißgeschick bewog den Kurfürsten, Tirol bald darauf wieder zu verlassen nnd
über die Scharnitz in sein Herzogthum zurückzukehren. Die Tiroler folgten ihm auf dem
Fuße und wagten selbst einen verheerenden Rachezug ins Baiernland.
Der Herzog von Vendöme rückte erst einige Wochen nach dem Rückzug der Baiern
ins Land, drang gleichfalls ohne erhebliches Hinderniß bis Trient, der Hauptstadt des
gleichnamigen Fürstenthums, vor uud belagerte und beschoß dieselbe durch mehrere Tage.
Doch die tapfere Gegenwehr der Besatzung und noch mehr die Nachricht von dem Rückzug
der Baiern bewogen auch ihn, das Land bald wieder zu verlassen. Er schlug dabei den-
selben Weg ein wie bei der Vorrückung, nur daß er auf dem Rückzug im Sareathal arge
Verwüstungen anrichtete. So war Tirol nach kurzer Bedräuguiß, vorzüglich durch die
Tapferkeit seiner Bewohner, aus Feindeshand gerettet und des Kurfürsten und Vendömes
Plan vereitelt.
Der weitere Verlauf des spanischen Erbfolgekrieges versetzte Tirol in keine Gefahr
mehr, nöthigte aber doch zu mehrfachen Rüstungen und veranlaßte so die Verbesserung
des Landesvertheidigungswesens. Ebenso beunruhigten die Türkenkriege, die Leopolds I.
zweiter Sohu und Nachfolger Kaiser Karl Vl. führen mußte, das Land nicht ernstlich und
der polnische Thronstreit verursachte nur vorübergehende Befürchtungen und Rüstungen,
daher mußten die Stände wiederholt zu Ausschußtagen zusammenkommen. Karl berief
aber auch am Beginn seiner Regierung einen vollen Landtag und beglückte das Land
mit seiner Anwesenheit. Die Tiroler empfingen ihn mit großer Freude und blieben ihm
stets zugethan. Als er im Jahre 1720 dem vollen Landtag die pragmatische Sanction,
das berühmte Staatsgruudgesetz, durch das er für den Fall seines Ablebens die Nachfolge
regelte, vorlegen ließ, gingen sie um so bereitwilliger daraus ein, je weniger sie ein solches
Entgegenkommen erwarten konnten. Karl VI. verdankten sie anch ein wichtiges ständisches
Organ, die (ständische) Activität, die mit seiner Einwilligung im Jahre 1722 errichtet
wurde. Es war dies eine ständige Körperschaft, welche die Beschlüsse der Landtage aus-
znsühren uud die laufenden Geschäfte der Stände zu besorgen hatte.
Die ueue Epoche, die mit der Regierung Maria Theresias in Österreich beginnt,
machte sich auch iu Tirol bald fühlbar. Es bekam dieselben obersten Behörden wie die
anderen deutsch-österreichischen uud böhmischen Länder und seine Landesbehörden wurden
ähnlich denen der Nachbarländer gestaltet. Dieselben Verordnungen und Gesetze erlangten
hier wie dort Geltung und verdrängten, ersetzten oder ergänzten die einheimische»
Satzungen. Die Staatsgewalt griff viel tiefer in alle Verhältnisse ein und in demselben
Maße schwand die Macht der Stände und ständischen Beamten dahin.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch