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wagten infolge der früheren Erfahrungen nur vereinzelt zu den Waffen zu greifen und die
Kämpfer vom 13. August versäumten entweder die rechtzeitige Verfolgung oder kehrten
nach Beseitigung der Gefahr sofort heim. Am 17. war Deutschtirol wieder bis auf
Kufstein geräumt und wenige Tage darauf auch Wälfchtirol.
Nach der abermaligen Befreiung Tirols übernahm Andreas Hofer die Civil- und
Militärverwaltung des Landes und bezog darum mit seinen Adjntanteu uud mehreren
Freunden die Residenz in Innsbruck. Doch überließ er die Civilaugelegeuheiteu meist
der General-Landesadministration, die sich noch im August mit seinem EinVerständniß
gebildet hatte. Sie hatte die Oberaufsicht über alle anderen Behörden, mußte für eine
geregelte Verwaltung sorgen und sich bestreben, die Mittel dazu sowie zur Landesver-
theidigung zu beschaffen. Nur in das kirchlich-politische Gebiet und ins Schulfach griff der
Obercommandant häufiger ein, vorzüglich in der Absicht, die baierischen Reformen zu
beseitigen und die aufgehobenen kirchlichen Institute und Schulen wiederherzustellen, sowie
freisinnige Männer zu entfernen. Sonst aber ließ er der Justizpflege vollkommen freien
Lauf. Dagegen wandte er der Landesvertheidigung seine ganze Aufmerksamkeit zu. Er
wollte Tirol um jeden Preis dem Kaiser erhalten. In diesem Vorsatz wurde er auch durch
die von Österreich, namentlich von Erzherzog Johann anlangenden Nachrichten bestärkt. Wie
Hormayr war auch er bemüht, die Salzburger zum Anschluß an seine Sache zu bewegen,
und es gelang ihm. Die Bewohner von Pinzgau ergriffen die Waffen und versagten der
baierischen Regierung in Salzburg den Gehorsam, die salzburgischen Bewohner des
Zillerthals aber schlössen einen förmlichen Vertrag betreffs ihrer Vereinigung mit Tirol.
Unterstützt durch die salzburgischen Scharen wagten Hofers Commandanten im Unter-
innthal: Haspinger, Speckbacher, Firler und Andere zum Angriff gegen die im östlichen
Salzburg und benachbarten Baiern stehenden Truppen vorzugehen und waren so glücklich,
die Feinde in einer Reihe von siegreichen Gefechten bei Lusteustein, Unken, Loser und
Melleck am 25. September zurückzuwerfen. Diese Erfolge hoben Hosers Zuversicht und
verminderten seine Geneigtheit zu friedlichen Unterhandlungen, wozu sich wiederholt
Gelegenheit bot, nmsomehr, als gerade jetzt Sieberer und Eisenstecken ihm die goldene
Medaille und Kette vom Hofe überbrachten, der damit ihn in seiner Stellung als Laudes-
eommaudant feierlich anzuerkennen schien. Die feierliche Übergabe dieser Auszeichnungen
am 4. October 1809 bildet den Höhepunkt seiner Regierung.
Bald uach Eisensteckens und Sieberers Rückkehr kam zwischen Frankreich und
Österreich, am 14. Oetober 1809, der Schönbruuuer Friede zustande, worin Kaiser Franz
nicht nur Tirol seinem Geschick überlassen, sondern noch weitere Länder an Napoleon
abtreten mußte. Die Friedensgerüchte und noch mehr die Nachrichten von dem wirk-
lichen Abschluß des Schöubruuner Friedens wirkten in hohem Grade lähmend auf die
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch