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Vertheidigungsanstalten Tirols und spalteten die Bevölkerung immer mehr in zwei Theile,
von denen der eine, ohne Österreichs Hilfe an einem günstigen Erfolge verzweifelnd, fortan
Ruhe halten, während der andere, an alle Friedensuachrichteu nicht glaubend, die Kämpfe
fortsetzen wollte. Außer dieser Spaltung erschwerte aber dem Obercominaudauten der
Mangel an Munition, die Lässigkeit auch der zum Kriege Bereiten und die Uneinigkeit der
Untercommandanten, sowie die Unbotmäßigkeit der Mannschaft die Landesvertheidigung.
So blieb die Besetzung gerade der wichtigsten Grenzpunkte, jener im Unterinnthal,
trotz der eifrigen Bemühungen Andreas Hofers, eine höchst mangelhafte und auch das
Etschland entbehrte energischer Vertheidigungsmaßregeln. Daher fand der Feind diesmal
geringeren Widerstand, uamentlich als Napoleon nach dem Abschluß des Friedens zwei
Armeeco^ps, 45.000 bis 50.000 Mann, die drei Divisionen Kronprinz, Deroy und Wrede
unter General Drouet ins Innthal und eben so viele unter General Baragnay d'Hilliers
ins Etsch- und Pusterthal, beide unter dem Oberbefehl des Vicekönigs von Italien, ins
Land schickte. General Peyri drang noch im September siegreich durchs Lagerthal vor,
besetzte Trieut und trieb die Tiroler schließlich bis Saluru zurück. Sem Nachfolger
General Vial nöthigte im Oetober den Commandanten Eisenstecken, sogar bis über Bozen
zurückzuweichen, und vereinte sich hier mit dem General Peyri, den er von Belluno über
die Gebirge ins Eisackthal den Bauern in den Rücken gesandt hatte. Die Vertheidigung
des Pusterthals hatte zwar mit der Ankunft des kurz vor dem Friedensschluß zum
Geueral-Laudescommissär ernannten Ant. von Roschmann einen neuen Schwung bekommen
und Tiroler unterstützten selbst die Kärntner Jnsnrreetion bei der Belagerung von
Sachsenburg, doch bei General Rnscas Anzug entfloh die kärntnerische Jnsnrreetion, die
Tiroler zogen sich nach Lienz zurück und zerstreuten sich oder wurden durch Rusca aus-
einandergetrieben. Nun rückte dieser ohne größeres Hinderniß bis Bruneck vor und sein
Obercommandant Baraguay d'Hilliers folgte ihm auf dem Fuße; wenige Tage nach Vials
Ankunft in Bozen zog Baraguay d'Hilliers in Brixen ein und stellte so die Verbindung
mit jenem her.
Noch früher und rascher wurde das Uuteriuuthal vom Feiude besetzt. Nach-
dem Haspiuger schon am 3. October in den Paß Lueg zurückgeworfen worden, umging
die Division Kronprinz bei Melleck die Stellung der Commandanten Speckbacher nnd
Firler und brachte dabei den Tirolern die empfindlichste Niederlage im ganzen Jahre
bei. Die Leute vom Piuz- und Pongau unterwarfen sich und auch die Unterinnthaler
versuchten keinen ernstlichen Widerstand mehr. Aber Andreas Hofer glaubte noch nicht au
den Abschluß des Friedens und war anfangs fest entschlossen, den Berg Jsel mit aller
Macht zu vertheidigen; daher verlegte er sein Hauptquartier nach Steinach und entbot
seine Scharen ans die Höhen südlich von Innsbruck und zur Martinswand. Als aber
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch