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in der Neuzeit völlig. Zeugen dieser Vergangenheit sind die noch heute zahlreichen Orts-,
Flur- nnd Geschlechtsnamen solcher Art.
Zu diesen Zuständen der alten Zeit kamen nun neue, die das Mittelalter begrün-
deten. Seit dem Sturz des Römerreiches begann die germanische Herrschast, zuerst des
Odoaker, dann die des Ostgothenkönigs Theodorich. Letzterer nahm jenes wilde Volk,
welches in der Völkerwanderungszeit wiederholt das Land verheerend durchzöge«, die
Alamauuen, nach ihrer Niederlage gegenüber dem Frankenkönig Chlodwig, zwischen
496 bis 506, in die fast menschenleer gewordenen unteren Gegenden am Boden-
see auf. Damit ließ sich ein deutscher Stamm hier nieder, und es fing die langsame
Germanisirnng des nördlichen Rhätiens an. Diese wurde verstärkt durch die von 537 an
auf die ostgothische folgende fränkische Herrschaft der Merowinger. Seitdem war
die staatliche Verbindung mit dem Süden fast für immer gelöst. Die kirchliche blieb noch
bis in die Mitte des IX. Jahrhunderts bestehen, wo dann Cur, das bis dahin zur Erz-
diöeese Mailand gehörte, der von Mainz unterstellt wurde. Langsam schob sich die
alamannisch-sränkische Ausiedlung von Norden her landanfwärts. Nur ein schwacher
romanischer Rest blieb im Unterlande zurück, wo die Namen der Orte (^vieca (Gwiggen),
kriFkmtiuin (Bregenz) uud kossona (Graben oder Fussach) später allein noch daran
erinnerten. Sonst erfüllten dasselbe bald vollständig die Deutschen, die sich an hoch-
gelegenen Punkten wie Holiinwilaii (Hohenweiler), an den Ufern der I^utaraka,
(Lauterach), der (Schwarzach), zu beiden Seiten des Rheines (Hokstaäium,
Höchst) n. s. w. niederließen. Ein Heribrant verlieh Hörbranz, ein Liubilo Leiblach, ein
Amato Ems oder Hohenems den Namen. Ein Torro schlug seine Behausung zu Torriu-
puirrou (Dorubiru) auf, von wo wie vom Rheinthal überhaupt aus bald ein Alberich
gegen den Bregenzerwald hin rodete (Alberschwende) und der gleichen Thätigkeit eines
Andolt, Lindiko, Hitto, Bero, Bezo und anderer die Orte Andelsbuch, Lingenau, Hittisau,
Bersbuch, Bezau ze. mit der Zeit ihren Ursprung verdankten. Aber auch das romanische
Oberland und das Jllgebiet wurde frühzeitig mit deutschen Elementen durchsetzt. Nach
einem Rauto benannte sich Rantines-Röthis, nach einem Snllo Sulles-Sulz; die
Sippschaft eines Giso erlangte das Übergewicht in Gisingen, die eines Nanzo in Nenzing,
eines Turiuk in Thüringen n. s. f.
Diese Alamannen waren aber noch Heiden. Im erwähnten Anreliakirchlein zu
Bregeuz hingen sie die ehernen Bilder ihrer drei Hauptgötzen auf. Zu ihrer Bekehrung
erschien mit Erlaubuiß des fränkischen Königs Theodebert über Gallien uud Helvetien
her der irische Abt und Glaubensbote Kolumban mit seinen Ordensbrüdern Gallus,
Chaguoald, Eustasius, Attala und anderen, die von 611 bis 613 in und um Bregenz ihre
Thätigkeit entfalteten. Allein der Untergang ihres königlichen Gönners und die Wider-
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch