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Erstens in den Arg eng an vom Nordwesten her bis zur Bregenzer Ache mit Leiblach
als Gerichtsstätte und Bregenz als Hauptort; zweitens in den Rhe ingau vou da
und dem Bodensee zn beiden Seiten des Rheins auswärts bis Altach-Bauren und
Oberried, der Diöeesaugrenze von Constanz und Cur, mit Gericht zu Lauterach, später
Schwarzach; drittens in den Gau Rhät ieu, dieses ganze Land umfassend, weßwegen
der Gaugraf wohl gelegentlich auch den Titel Markgraf oder Herzog führte. Die
zeitweise Residenz des letzeren und das Obergericht befand sich in dem romanisch-
alamannischen Doppeldorfe Vinomna-Rankwei l . Auf dieses bezieht sich die älteste
über Vorarlberg im Stiftsarchiv zu St. Gallen erhaltene Urkunde vom Jahre 774.
Niedere Gerichte wurden auch zu Schlius (Seiiene) und zu Nüziders (Xe^uäere) gehalten.
Die Grafschaft im Argen- und Rheingau verwaltete seit deu Tagen Karl des
Großen mit kurzer Unterbrechung das Haus der sogenannten „Udalr ichinger"; es
stammte in weiblicher Linie von dem untergegangenen alamannischen Herzogsgeschlecht ab.
Der erste Udalrich oder Ulrich war Bruder der Königin Hildegard, Gemalin Karl des
Großen. Im nmsangreichen enrrhätischen Gan wurde nach den Victoriden die Grafen-
gewalt von Karl dem Großen eine Zeitlang dem Bischof von Cur, seit Anfang des
IX. Jahrhunderts aber wieder einem Weltlichen übertragen, dessen spätere Nachkommen
die „Bnrchardinger" sind. Dieser weltliche „Graf der Rhätier" (kieciarum eoines) hieß
damals Unfred oder Hnnf r id (806 bis circa 825), einer der vornehmsten Paladine des
Kaisers. Er herrschte und richtete zu Viuomna, welches geradezu „die Villa des Grasen
Hnnsried" genannt wurde. Da er häufig auf wichtigen Gesandtschaften abwesend war,
erhielt die Verwaltung bald sein ältester Sohn Adalber t . Solange der mächtige Kaiser
Karl regierte, herrschte im Lande Ruhe und Ordnung. Mit seinem schwachen Nachfolger
Ludwig dem Frommen (814 bis 840) brach allerwärts Unheil herein. Der Rhein- und
Argengaugraf Rnodper t , Sohn des obgenannten Ulrich I., wollte auch Rhätien an sich
reißen uud vertrieb wirklich den Grafen Adalbert daraus. Allein dieser kehrte mit
gesammelter Kriegsmacht zurück und schlug Ruodpert bei Zizers unterhalb Cur. Ruodpert
kam auf der Flucht um, worauf der Sieger die Leiche großmüthig in die Familiengruft
der Udalrichinger im Kloster zu Lindau überführte. Auf Adalbert folgte Graf Roderich,
wahrscheinlich seiu Bruder, anfangs, wie es scheint, nur im oberm Theile vou Rhätien,
während im unteren Theile nordwärts der Lanquart noch Hnnsried selbst gewaltet haben
dürfte. Des letzteren Unter- oder Centgraf, auch Schultheiß geuauut, war Folkwiu, der
Roderichs hieß Herloiu. Nach dem Tode Huufrids schalteten Roderich und Herloin über
gauz Rhätien (circa 825 bis 831) in einer Weise, daß sich der Bischof von Cur uud der
Abt von Pfävers bei Ludwig dem Frommen und seinem Sohne Lothar, welch letzterem
durch eiue Ländertheilung Alamannien nnd Rhätien zugefallen war, nicht genug beklagen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch