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Verbrechen seinen Güterbesitz zu Gunsten der königlichen Kammer verwirkt. Er flüchtete
sich ins Kloster Einsiedeln und wurde daselbst Mönch. Otto I. begnadete ihn 949 nnd
gab ihm seine Besitzungen unter der Bedingung zurück, daß dieselben nach seinem Tode
dem Stift Einsiedeln zufallen sollten. Letzteres geschah unter Otto II. 972. Die Güter
lagen zu Schlius, Blndesch, Nüziders und anderswo im Walgau und Rheinthal. Dieser
geschichtliche Adam gab wohl zweifelsohne den Untergrund znderspäteren ganz ungeschicht-
lichen Legende von St. Gerold dem Frommen, nach welchem seit dem XIV. Jahrhundert
die eiusiedelsche Propstei im großen Walserthal genannt wurde. Ursprünglich hieß diese
„Frisen" und ist sehr wahrscheinlich eine Stiftung der Ritter Thumb von Neuburg am
Rhein aus der zweiten Hälfte des XII. Jahrhunderts.
Nach den Sarazeneneinfällen wurde die Ruhe im Lande fast anderthalb Jahr-
hunderte lang nicht mehr gestört. Erst durch den 1075 ausbrechenden Kampf zwischen
dem Papstthum und dem Kaiserthum wurde auch Vorarlberg arg in Mitleidenschaft
gezogen. Die Besitzungen der Udalrichinger waren damals unter drei Brüder getheilt:
Otto und sein gleichnamiger Sohn herrschten zu Buchhorn (Friedrichshafen) und in
Oberrhätien, Marqnard über den Argen- und Rheingau zu Bregenz und Ulrich VIII.
in Uuterrhätien. Die beiden letzteren bildeten mit Herzog Wels von Baiern in der
Bodenseegegend die päpstliche Partei und namentlich wird Graf Ulrich von einem Zeit-
genossen als „der feurigste Vorkämpfer in Sachen des heiligen Petrus" bezeichnet. War
er ja der Schwiegersohn des von kirchlicher Seite zum Gegenkönig Heinrichs IV. erhobenen
Schwabenherzogs Rudolf , dessen Tochter Bertha er in abenteuerlicher Art
gewonnen hatte. Zu Heinrich IV. standen die Buchhorner Grafen und Abt Ulrich von
St. Gallen. Im Jahre 1079 tobte der Kampf hierzulande am heftigsten. Wels und seine
Anhänger unternahmen einen Verwüstungszug gegen die St. Gallischen und Bnchhornschen
Besitzungen am Bodensee, im Rheinthal und zu Oberrhätien. Diesen vergalten im gleichen
Jahre die Angegriffenen durch den Überfall, die Eroberung und Verbrennung von
Bregenz, wobei Graf Marquard gefangen genommen, seitdem verschwand und von
seinem Bruder Ulrich beerbt wurde. Gleich darauf 1080 fand der Schwiegervater des
letzteren im Kampfe gegen Heinrich IV. ein tragisches Ende. Dies mochte Ulrich neben
dem überhaupt religiös erregten Zuge der Zeit zu einer Klostergründung veranlassen. Er
erwirkte zu diesem Zwecke Bullen von Gregor VII. und Urban II. Allein die Ausführung
des Vorhabens verzögerte sich in Folge des wieder entbrennenden Kampfes der Parteien
und der Feindschaft mit Herzog Welf wegen des Erbes der Buchhorner, die 1089 aus-
starben. Um diese Zeit verschied „im Walde zu Andelsbuch" ein frommer Einsiedler
namens Diedo. Dieser hatte daselbst eine Zelle und Kapelle erbaut, auch ringsum
Neugereute geschaffen. An dieser Stelle nun errichtete Graf Ulrich anfänglich sein Kloster
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch