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Die Ausbreitung der Lungenschwindsucht' ist denn auch in Vorarlberg eine sehr
beträchtliche, insbesondere im Gerichtsbezirk Feldkirch, in welchem sie den fünften Theil
aller Todesfälle veranlaßt. Auch auf die früher berührte hohe Ziffer der zum Militär-
dienst Untauglichen übt sie ohne Zweifel einen erheblichen Einfluß. Ju Tirol tritt die
Tuberkulose nicht in sehr erheblichem Maße auf, abgesehen von einzelnen Theilen des
oberen und des unteren Innthals, in welchen industrielle Betriebe eine hervorragendere
Rolle spielen und ihr häufigeres Vorkommen begünstigen. Es scheint insbesondere, daß
die bäuerlichen Bewohner hochgelegener Ortschaften Tirols verhältnißmäßig selten von
ihr befallen werden; ja manche von diesen, wie beispielsweise Gerlos, Finkenberg, Gschnitz,
Gries, Brenner, Gossensaß, Vals, Afers, Wimbach, Hollbruck, St. Martin in Gsieß,
Wolkenstein im Grödenthal, Corvara, Colsnschg, ferner Ofsana, Comasine und Pejo im
Sulzberg und andere haben in den Jahren 1882 bis 1886, bezüglich welcher amtliche
Berichte vorliegen, keinen einzigen Todesfall infolge dieser Krankheit zu verzeichnen.
Ungeachtet der vielfach recht mißlichen Daseinsbedingungen gestalten sich die
Verhältnisse der Lebensdauer in Tirol und Vorarlberg doch im Allgemeinen sehr
befriedigend — ein weiterer Beleg für die körperliche Tüchtigkeit und Keruhaftigkeit der
Bevölkerung. Nach den Ergebnissen der Volkszählung vom 31. December 1880 standen
von 1.000 Eiuwohueru im Alter von 70 Jahren und darüber: in Nordtirol 43 5, in
Mitteltirol 43 4, in Vorarlberg 33 5 und in Wälschtirol 319. Für die gesammte westliche
Reichshälfte beträgt diese Ziffer nur 22 7. Ein ganz ähnliches Verhältniß zeigt sich
hinsichtlich der Personen zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr, so daß also die höheren
Altersclassen, insbesondere in Nord- uud Mitteltirol, einen sehr erheblichen Antheil an der
Zusammensetzung der Bevölkerung nehmen. Das 20. Lebensjahr erreichten nach einem
mehrjährigen Durchschnitt von 1.000 geborenen Knaben in Tirol und Vorarlberg 598,
in der gesammteu westlichen Reichshälfte nur 519. Auch die Sterblichkeit im frühen
Kindesalter erweist sich als eine verhältnißmäßig nicht sehr beträchtliche. Es starben nach
einem vierjährigen Durchschnitt von 1.000 lebendgeborenen Kindern während des ersten
Lebensjahres: iu Nordtirol 219 7, in Mitteltirol 201 5, in Vorarlberg 220 5 und iu
Wälschtirol 230. Auch in dieser Hinsicht erscheint also der deutsche Antheil des Landes,
namentlich aber Mitteltirol gegenüber Wälschtirol im Allgemeinen auffallend begünstigt;
es darf jedoch nicht unerwähnt bleiben, daß mehrere Bezirke Deutschtirols diesbezüglich
eine recht unerfreuliche Ausnahme machen, während gewisse Bezirke Wälschtirols sehr
befriedigende Verhältnisse aufweisen. Es starbeu beispielsweise von 1.000 lebendgeborenen
' Das statistische Material hinsichtlich der Gesundheitsverhältnisse und der Lebensdauer verdankt der Verfasser theils
privaten Mittheilungen des Herrn Ministerialsecretärs Dr. I. Da im er, theils ist es dem von diesem im Jahre 1886 heraus-
gegebenen Sanitätsbericht für Tirol und Vorarlberg entnommen.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch