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Bergen tauchen wie schleichende Schatten die Vogelschützen mit ihren langröhrigen Flinten
auf, meist abenteuerlich aussehende Gestalten, welche ein Kurzsichtiger leicht mit Vauditen
aus de» Abruzzen verwechseln könnte.
Der Bogelfang wird übrigens heute nicht mehr so ausgedehnt betrieben wie in
früherer Zeit. Einerseits sind gesetzliche Einschränkungen desselben eingetreten, anderseits
hat sich die Zahl der Vogelsteller uud der Vogelherde — vou letztere» trifft man manche,
die wie alte Schlösser in Ruinen liegen — erheblich vermindert. Unter den Vogelstellern
waren früher Geistliche häufig die leidenschaftlichsten. In Rovereto gab es ehedem an
Sonntagen um halb zwei Uhr früh eine eigene Messe für die Vogelsteller.
Nach alledem darf man kühnlich behaupten, daß der Vogelfang nicht in die Zeit
der Weinlese, sondern die Weinlese in die Zeit des Vogelfangs fällt. Mit lauten
Äußerungen der Freude uud mit Bräuchen ist die Weinlese nicht verbunden, es geht
dabei gauz still zu, wenn nicht etwa Knaben Pistolenschüsse abfeuern. Ju Stadt, Markt
uud Dorf rückt ein Ochsengespann nach dem andern ein mit vollen Kufen oder Fässern,
aus denen der Most in die Fässer in den Kellern gebracht wird, wo er zum edlen Wem
ausgähreu soll. Man spricht von deutschen Weinhändlern, welche da und dort erschienen
sein sollen, und von den Preisen für den Most, wie viel Vorräthe etwa noch vom vorigen
Jahr vorhanden sein mögen, von den Käufern von Most oder Trauben, welche uach Nordeu
bis iu die Schweiz verführt werden. Aber der ganze Absatz und Handel ist flau. Der
Ausfuhr dieses wichtigsten Bodenerzeugnisses Südtirols stehen bei zu hohen Zöllen die
Grenzen des großen deutschen Reiches leider nicht offen. Wie war dies einst ganz anders
und was weiß der alte Mariani, ein italienischer Geistlicher, welcher im Jahre 1673 ein
recht anziehendes Buch über Trient und sein Concil herausgab, von den tridentinischen
Weinen nicht zu erzählen! Den Deutschen behagten dieselben lant seines Berichtes ganz
besonders und sie kamen weit her, davon zn vollem Preise zu kaufen. Vor dem Fest des
heiligen Georgins (24. April) durften nur 650 Wagenladungen von Trient abgehen;
dann aber öffneten sich alle Wege nicht nur nach Nordtirol, sondern auch uach Schwaben,
Baiern, Österreich, Salzburg und nach anderen deutschen Ländern, sogar bis nach Polen.
Gemäß besonderen Bestimmungen gingen die besten und edelsten Weine auch an den
kaiserlichen Hof. Im Jahre 1669 hat sogar, erzählt Mariani, ein baierischer Kriegs-
oberst in Trient ungefähr 70 Eimer Wein gekauft und nach Candia versendet. Man hat,
fügt er bei, mit aller Strenge darüber gewacht, daß namentlich aus Italien (auch der
Bezirk Rovereto scheint ausgeschlossen gewesen zu sein) keine fremden Weine in das
Tridentinische eingeführt wurden, denn dies hätte soviel bedeutet als Eulen nach Athen
tragen; die Tridentiner seien aber im Absatz ihrer Weine auch nach Italien nicht ver-
hindert gewesen. Glückliche Zeiten! Es gewinnt aber den Anschein, als habe man sich
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch