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Als Tondichter begründete Netzer seinen Ruf durch die Oper „Mara", welche im
Frühjahr 1841 in Wien einen durchschlagenden Erfolg erzielte. Vom August 1844 bis
gegen Ende des Jahres 1845 leitete Netzer zugleich mit Lortzing die Leipziger Oper. Im
Jahre 1849 ging er als Kapellmeister nach Mainz. Als ihn der steiermärkische Musik-
verein 1853 zu seinem Kapellmeister ernannte, zog Netzer nach Graz, wo er 1864 starb.
Zu Münster, einem Dorfe Unterinnthals, wurde am 24. October 1815 Matthäus
Nagiller geboren. Er wurde im Wiener Conservatorium ein Schüler Preyers. 1842 zog
er nach'Paris und wurde dort ein gesuchter Musiklehrer. Kalkbrenner übergab ihm seinen
Sohn; der Sänger Stockhausen, der berühmte Clarinettist Ivan Müller wurden seine
Schüler. Aus Freunden und Schülern bildete sich ein Kreis, und so ward in Paris der
„Mozart-Verein" gegründet, an dessen Spitze Nagiller stand. Vier Jahre später dirigirte
er Compositionsconeerte in Köln, München und Berlin. In den Sechziger-Jahren kam er
wieder in sein Heimatsland als Kapellmeister des Mnsikvereins in Bozen, welche Stelle er
mit der des Direktors des Musikvereins Innsbruck am I.Jänner 1867 vertauschte. In dieser
Eigenschaft wirkte er bis zu seinem im Jahre 1874 erfolgten Tode. Nagiller schrieb außer
zwei Opern („Herzog Friedrich von Tirol" und „Nansikaa") noch Kirchenmusiken, Sym-
phonien, Ouvertnren und Lieder, von welch letzteren einige geradezu volksthümlich geworden
sind. Ein nicht unbedeutender, aber wenig bekannter tirolischer Meister ist der in Bozen
geborene, im Jahre 1869 zu Juusbruck verstorbene Privatier Anton vou Mairl. Ein
Miserere im Palestrina-Stil, ein solches als Oratorium mit Orchester, ein schönes Stabat
inster für Frauenstimmen und Streichinstrumente, ein großes Oratorium „Der Fremd-
ling auf Golgatha" siud seine bedeutendsten Werke, aber sämmtlich Manuseript.
Von gegenwärtig lebenden Tondichtern aus Tirol, welche eine Bedeutung erlangt-
haben, sind zu nennen aus Bozen Ludwig Thuille, Lehrer an der königlichen Musik-
schule in München, welcher unter anderen ein mit dem Beethoven-Preise der Gesellschaft
der Musikfreunde in Wien gekröntes Sextett schrieb, und Josef Lazzeri, der in Paris
lebt und sich durch Composition von Liedern und Kammermusik bekannt gemacht hat. In
Innsbruck lebt der Operncomponist Ernst Tschiderer Freiherr von Gleifheim. Von
seinen Werken ist die komische Oper „Die Lady von Gretnagreen" (Text von Mosenthal)
zuerst in Salzburg, zuletzt in Breslau mit vielem Beifalle gegeben worden. Der gegen-
wärtig als Director des Jnnsbrncker Musikvereins thätige und verdienstvolle Tondichter
Josef Pembaur ist ebenfalls ein geborener Jnnsbrncker. In der Musikschule zu
München, wo Wülluer und Rheinberger seine Lehrer waren, gebildet, erhielt er bald
darauf die durch Nagillers Tod erledigte Directorstelle im Jnnsbrucker Musikverein. Als
Componist hat er sich ein umfangreiches Arbeitsfeld gewählt und ganz Hervorragendes
in der Lied- nnd Chorcomposition geleistet.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch