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von Klopstock angeregt, brachte aber die Arbeit nicht über die Hälfte hinaus. Dagegen
hatte er im Jahre 1827 die Übersetzung von Schillers „Braut von Messina" vollendet,
welche an einigen Stellen, insbesondere im Dialog, das Original an harmonischerSchönheit
zu übertreffen schieu. Die Übersetzung der Chöre ist frei und nicht überall getreu, wie er denn
überhaupt bei den Übersetzungen der Schiller'schen Dramen immer darnach strebte, aus
dem deutschen ein italienisches Original zu schaffen. In der Übersetzung Maffeis gewinnt
mancher Auftritt in Schillers Dramen an Schwung das, was er an Natürlichkeit einbüßt,
und gewinnt an Zierlichkeit das, was er an hinreißender Kraft verliert. Wird dadurch
das Verständniß des Originals erschwert, so ist doch die Maffei'fche Übersetzung Schillers
das meisterhafteste Werk dieser Art, welches nach Montis Jlias in Italien erschienen ist.
Außer der Übersetzung der Dramen und der lyrischen Gedichte Schillers verdankt
die italienische Literatur Maffei auch die Übersetzung von Miltons „Verlorenem
Paradies", des „Faust", von „Hermann und Dorothea", der „Jphigenia" und einiger
anderen Dichtungen Goethe's; die Übersetzung mehrerer Gedichte von Moore und vieler
dichterischen Werke Byrons; der „Medea" und der „Ahnfrau" von Grillparzer; des
„Almansor" uud des „Natelisf" vou Heine; des „Strueusee" von Beer; einer Probe des
Gedichtes „Todtenkränze" von Zedlitz; die Übersetzung der Oden Anakreons; der „Bianca
Cappello", Trauerspiel von E. Conrad (Schriftstellername des Prinzen Georg von
Preußen), und anderer fremden Perlen. Wir haben von Maffei auch drei Bände eigener
,Versi ecliti sä ineäiti", eleganter Sonette und schwungvoller Balladen, die jedoch an
Bedeutung für die Literatur zurückstehen müssen hinter den erwähnten Arbeiten dieses
unvergleichlichen Interpreten fremder Gefühle und Gedanken.
Franeesca Lutti von Riva (1827 bis 1878) ist die größte Dichterin Wälsch-
tirols. Ihr edler Sinn und ihr classisch geschulter Geist hatte sich an Andrea Maffei
gebildet. Ihre Novelle „Maria", ein Gedicht in reimlosen Versen und drei Gesängen,
erzählt eine fromme Geschichte in ungemein rührender Weise und mit einer für ein Weib
staunenswerthen Kenntniß des menschlichen Herzens. Zwei andere Gedichte: ,kic>sa e
Stelln- uud „Kiovnmn- hat sie iu die ihr geläufigen ,c>ttave rime- gekleidet. In
letzterem sind die bescheidensten Vorkommnisse des häuslichen Lebens ebenso natur-
getreu als anmuthig geschildert. Auch „Alberto" knüpft an das Alltagsleben an, aber
ihre Satire auf heuchelnde Liebe ist mit wahrer Meisterschaft ausgeführt. Edel empfunden
sind auch ihre lyrischen Gedichte. Sie hat überdies zwei Lustspiele klni-ekesa äi
Lkw I'ei-mv" und ^utriee* verfaßt, sowie einige literarische Arbeiten, welche in
pädagogischen Zeitschriften und in der .Kuovn ^ntoloKia- erschienen sind.
Von anderen Dichtern nennen wir zunächst Luigi Coute Pompeati, der im
Jahre 1828 in seiner Vaterstadt Trient als kaum dreißigjähriger Mauu starb, sowie
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch