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Bischof Udalrich II. begann die erste Anlage des Domes zu Trient, von welcher
gegenwärtig noch die Grundrißdisposition als dreischiffige Basilica mit Querschisf und
länglicher Vierung, Fenster der um 1740 demolirten Krypta, die mit ansteigenden
Zwergarkaden gezierten Treppen an den Langseiten der Seitenschiffe und drei schöne
Portale erhalten sind. Dieses Bauwerk, welches in der ersten Hälfte des XII. Jahr-
hunderts durch Bischof Altmann und 100 Jahre später durch den Comasken Adam
de Aragnio und dessen Söhne abermals erneuert wurde, zeigt in seinen ältesten Formen
die um jene Zeit in Oberitalien herrschende longobardische Architektur, stellenweise mit
deutsch-romanischen Bauelementen vermischt. In rothem Trienter Marmor ausgeführt,
ist dieses gewaltige Denkmal frühmittelalterlicher Baukunst durch die mit Zwergarkaden
belebten Fanden der Seitenschiffe und Kreuzschiffgiebel von prächtiger Wirknng, welche in
neuerer Zeit infolge stilgerechter Wiederherstellung der Hauptschiff- und Knppelabschlüsse
noch beträchtlich erhöht wurde.
Die noch bekannten kleineren Denkmale der romanischen Architektur kirchlicher
Richtung in Tirol sind vornehmlich Centralbauten von kreisrunder oder quadratischer
Grundform, welche schon in früher Zeit Erweiterungen durch eine oder mehrere Apsiden
erfuhren. So zeigt die Burgkapelle zu Hocheppau drei kleine Apsiden, an deren Innen-
wänden frühmittelalterliche Freskogemälde erhalten sind, lind die romanischen Kirchlein zu
Taufers im Münsterthal und St. Peter bei Meran lassen auch die Entwicklung des
Kreuzschiffes erkennen. Der Architektur des XI. Jahrhunderts begegnen wir noch in einer
Reihe vou einschiffigen Kirchen, von denen ans dieser Bauepoche zumeist noch die halb-
kreisförmig angelegten Apsiden in fast schmuckloser Einfachheit erhalten sind, wie zu
St. Audrä bei Brixen, St. Martin bei Schönna, St. Lorenzen in Trient und andere.
Der von Süden nach Norden vorgedrungene Einfluß lougobardischer Architektur
ist an den meisten noch erhaltenen Bautheilen aus der in Tirol bis zum Ende des
XIII. Jahrhunderts dauernden romanischen Kunstweise bemerkbar, insbesondere an
Portalen mit abwechselnden Schichten aus rothem und weißem Marmor oder grauem und
rothem Sandstein, häufig mit den Löwen als Träger des vordersten Säulenpaars. Zu den
schönsten Portalen romanischen Baustils gehören jene an der Kirche zu Marienberg im
Vintschgan, der Stiftskirche zu Junicheu und den Burgkapellen Tirol und Zenoberg bei
Meran. Die Thurmanlage ist im südlichen Tirol nach italienischer Art nicht selten von der
Kirche getrennt, sowohl in der romanischen als auch in späteren Bauepochen. Selbst bei
kleineren, sonst einfachen Kirchen frühmittelalterlichen Stils wurde hier der architekto-
nischen Gliederung der Thürme eine besondere Sorgfalt gewidmet. Die Anwendung der
Rundbogenfriese mit Lisseueu und der durch Säulenpaare mit gemeinsamem Kämpserstück
getheilten Schallseuster der romanischen Thnrmbanten ist in Tirol lange typisch gewesen,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch