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welche überdies häufig von Fels- und Gletscherstrecken unterbrochen ist und an vielen
Orten blos Schaf- und Ziegenweide darbietet.
Die Gesammtfläche der vorarlbergschen Alpweidegründe umfaßt gegen 90.000
Hektar und einschließlich der alpnahen Waldweidereviere gewiß über 1.000 Quadrat-
kilometer, also mehr als den dritten Theil des ganzen Landes. Nach der Art ihrer
Benützung gibt es Kuh-, respective Senn- oder Melkalpen, dann gemischte Alpen, Galt-
alpen und Schafalpen. Pferdealpen gibt es in Vorarlberg nicht, wohl aber kommen
sogenannte „Roßstände" vor, wie die sauren oder versumpften Weidestriche bezeichnet
werden. Die Melkziegen werden in nächster Nähe der Kuhalmen gehalten und die noch
nicht milchgebenden galten oder jungen Ziegen den Schafen beigesellt. Voralpen, deren
es insbesondere im Unterlande viele gibt, sind Grasländereien, welche zwar schon im
höheren Gebirge liegen und am Beginn sowie nach Schluß der eigentlichen Alpzeit
beweidet, dazwischen aber allsommerlich gemäht werden, sohin in erster Linie der Heu-
erzeugung gewidmet sind. Deßhalb gehören sie auch nicht zu der Culturart des alpinen
Weidelandes, sondern zu den Wiesen oder „Heugütern" und sind als solche allgemein
in Privatbesitz. Die eigentlichen („Weide-") Alpen sind im Oberland überwiegend
Gemeinde- und Gemeinschaftsalpen. Im Unterland und in den Berggemeinden des
Vorderlandes herrschen Jnteressenschasts- sowie reine Eigenthumsalpen vor. Erstere
sind gemeinsames Privateigenthum mehrerer Mitbesitzer, letztere gehören einzelnen
Interessenten allein.
Im Bereiche der Gebirgsgrnppen der oberländischen Bezirke liegen die meisten Alpen
in großer Entfernung von Haus und Hof, oft stundenweit über der Waldregion in einer
Meereshöhe von 2.000 bis 3.000 Meter, vielfach schon umgeben von Fels- und Eis-
wildnissen und durchsetzt von Steinschutthalden und Lawinenstürzen. Anders gestalten sich
die Alpenbilder in der zahmeren Bergwelt des Unter- und Vorderlandes. Vorherrschend aus
Kalk und Dolomit bestehend und nur selten die Höhe von 2.000 bis 2.200 Meter erreichend,
besitzen die Erhebungen hauptsächlich die Form von Tafelgebirgen, deren ausgedehnte
Scheitelflächen die üppigsten Matten tragen. Hier hat sich daher auch das Molkerei -
weseu im größten Umfang entwickelt, sind die schönsten und zweckmäßigsten Alpenbauten
errichtet worden, herrscht sorgsamste Pflege des Viehs und des Alpenbodens, wie denn
daselbst überhaupt Betriebseinrichtungen und Wirthschaftsweisen anzutreffen sind, welche
sich mit den besten Mustern anderer Alpengelände vergleichen lassen. Dort aber, wo die
Natur nur wenig darbietet und das Wenige nur in kostspieliger, beschwerlicher und
unsicherer Weise erzielt werden kann, wie in einem großen Theile der Bezirke von Blndenz
und Montavon, da steht freilich auch der Culturzustand der vorarlbergschen Alpenweiden
auf einer niederen Stufe. —
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Tirol und Vorarlberg, Volume 13
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Tirol und Vorarlberg
- Volume
- 13
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1893
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.12 x 23.1 cm
- Pages
- 624
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch