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Halme der Pflanzen, sowie das schwarze Erdreich wie mit Reif bedeckt von glitzernden
Krystallnadeln eines aus dem Boden ausblühenden, dem Glaubersalz ähnlichen Salzes.
An tausend Stellen prickeln Gasquellchen hervor und in den Wassertümpeln brodelt es
davon, die große Quelle aber am Rande des Moors, vom Volke der „Polterer" genannt,
seit ihrer Fassung „Kaiserquelle" geheißen, wirft ihr von beigemengten Gasmassen milch-
weiß scheinendes Wasser wie kochend empor und verursacht dabei ein weithin hörbares
polterndes Geräusch.
Der Boden des Egerischen Kessels ist bis an die waldigen Randgebirge von der
Landwirthschaft in Besitz genommen worden. Zahlreiche Dörfer und Gehöfte sind über
dasselbe hin verstreut. Die Ortschaften bestehen meist aus wenigen großen Bauerngütern,
an welche sich eine Anzahl Häusler — Kleinbauern oder Arbeiter — anschließt. An
größeren Ortschaften und Städten außer Eger hat das Egerlaud nur Franzensbad,
Haslau, Wildstein, Königsberg nnd Unter-Sandan. Franzensbad, als eine Colonie von
Eger im vorigen Jahrhundert um die dortigen Mineralquellen angelegt, ist erst seit 1852
eine selbständige Stadt.
Eger, von dem Egerländer überhaupt „die Stadt" genannt, liegt an dem Fuße des
zum Fichtelgebirge als Ausläufer gehörigen Grünberges (632 Meter), von dessen Höhe die
St. Anna-Kapelle weit über das Land schaut. Die uralte Stadt hat eine reiche geschicht-
liche Vergangenheit, an welche sich die Erinnerung des Staufenkaisers Friedrich I.
Barbarossa und vieler anderer Fürsten, nicht minder des tragischen Endes Wallensteins
knüpft. Im Grenzgebiet als Knotenpunkt von sechs Eisenbahnlinie — zwei österreichischen,
drei baierischeu und einer sächsischen — gelegen, hat Eger sehr an Bedeutung gewonnen
und beginnt nun auch Industrie zu entfalten. Diesen veränderten Umständen fielen
auch die Gräben und Mauern zum Opfer, die ehedem die Stadt umgaben, an deren
Stelle sich nun moderne Straßen mit stattlichen Häusern, darunter das Rudolphiuum
(Lehrerbildungsanstalt), die Turnhalle, ein Theater u. s. w. erheben. Der alte innere
Theil der Stadt hat sein reichstädtisches Ansehen noch bewahrt. Häuser mit hohen rothen
Ziegeldächern, mit gothischem Giebelwerk und Wappenschildern alter Geschlechter geschmückt,
umringen den großen Marktplatz. Noch heute hat das ehemalige Bachhelbel'sche (jetzt
Stadthaus), in welchem 1634 Albrecht von Wallenstein ermordet wurde, seine innere Ein-
richtung, ja wohl auch sein Äußeres unverändert erhalten. Unter den Kirchen Egers ist
die Decanalkirche zu St. Niklas ein hervorragendes Denkmal gothischer Baukunst. Von
dem alten Egerer Schloß, in dessen Palas Wallensteins Generale in derselben Nacht wie
er niedergemetzelt wurden, der wie die merkwürdige Doppelkapelle uoch aus der Zeit
Friedrichs Barbarossa stammt, sind nur die kahlen Mauern übrig, nachdem die Franzosen
im österreichischen Erbfolgekriege das Schloß 1742 verbrannt haben. Neben diesen Ruinen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch