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über die Au zur Stadt sagt uns, daß die Eger zu Zeiten die ganze Breite ihrer Thal-
sohle in Anspruch nimmt. Lauu hat in seiner inneren Stadt viele alterthümliche Bauten
erhalten, vor Allem eine schöne gothische Kirche, an die sich das Andenken des Meisters
Benedikt von Laun, eines der hervorragenden Architekten des XVI. Jahrhunderts, knüpft.
Zuckerfabriken, welche ihre weitläufigen Gebäude weithin sehen lassen, erinnern daran,
daß wir nun den innerböhmischen Bezirk betreten haben.
Noch eine Strecke fließt die Eger zwischen dem Mittelgebirge und dem Nordrande
des mittelböhmischen Hügellandes hin, berührt die Städtchen Libochowitz und Budin,
dann tritt sie in das weite ihr und der Elbe gemeinsame Becken, dessen westliche und
nördliche Umrandung die schöne Bergreihe des Mittelgebirges bildet.
Das Land zwischen der Elbe und der Eger. Zwischen der Elbe nnd Eger
liegt ein an landschaftlicher Schönheit wie an Fruchtbarkeit und Industrie gleich reicher
Theil von Böhmen, der das westliche Mittelgebirge und die große Aussig-Komotaner
Braunkohlenmulde umfaßt.
Das böhmische Mittelgebirge ist vulkanischen Ursprungs. Zur selben Zeit als
die Braunkohlen in den seichten Landseen am Fuße des Erzgebirges entstanden, ergossen
sich aus einem Zuge tiefgehender Spalten, deren Richtung parallel zum Erzgebirge durch
das Streichen des Mittelgebirges angedeutet wird, Basalt- und Phouolithmassen, welche
sich in Form von mächtigen Strömen und Decken übereinander lagerten und Kuppen
bildeten, auf und neben denen immer neue Ausbruchsstellen entstanden. Die vulkanischen
Ausbrüche fanden jedoch noch vor dem Ende der Tertiärzeit ihren Abschluß. Die ergossenen
Massen erstarrten und erkalteten und die Atmosphäre übernahm es nun, daraus in
unzählbaren Jahren den Gebirgskörper zu gestalten, wie wir ihn heute vor uns haben.
So blieben von den ehemaligen Kraterbergen nur Ruinen, nur die festen Absormungen
der Höhlungen ihres Innern in den Kegelbergen zurück. Ströme und Decken wurden so
zernagt, daß selbst ein Sachkundiger Mühe hat, ihre einzelnen Theile heute wieder zu
erkennen. Nur da, wo die Elbe sich mitten durch das Gebirge den Weg gebahnt hat, wird
die ursprüngliche Anlage des Baues des Mittelgebirges in einer auch den Laien ver-
ständlichen Weise ersichtlich. Hier kann man, namentlich auf dem linken Elbe-User, oberhalb
Aussig, die dem Braunkohlensandstein aufgelagerten Basaltdecken deutlich sehen, und hier
sind auch die Stellen kenntlich, wo das glutflüssige Gestein dereinst aus weitgeöffneten
Spalten in die Höhe gedrungen ist. Was Wind und Wetter davon abgetragen haben, die
losen und lockeren Tuffe und vulkanischen Aschen, das wurde weithin über die Ebene
gebreitet, und aus der Verwitterung derselben ist der fruchtbare Boden entstanden, der
hier heimisch ist. Das ist in kurzen Zügen die Entstehungsgeschichte unseres Kegel-
gebirges.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch