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hinanziehen. Auf dem höchsten Punkte (509 Meter) der eigentlichen, auf einer Insel
gelegenen Stadt steht der imposante gothische Bau der Dechauteikirche. Die malerische
Ansicht der Stadt wird noch erhöht durch das über sie emporragende „Residenzschloß",
ein langgestrecktes Haufwerk alterthümlicher Gebände mit hohem runden Thurme, welches
besonders vom Hirschgraben aus, ein am Nordrande des Schloßberges hinziehendes
baumreiches Seitenthal, sich höchst malerisch ausnimmt. Die schönste Ansicht von Stadt
und Schloß genießt man aber von dem kapellengekrönten Kreuzberg im Südosten von
Krnman, indem dort der Planskerwald den Hintergrund bildet. Unterhalb Krumau
verwandelt sich das dort weite Moldauthal bald in eine gewundene von hohen Waldbergen
umgürtete Schlucht. Hier liegt auf einer felsigen Halbinsel des linken Ufers höchst malerisch
die ehemalige Cistercienferabtei Golden krön mit einer hochragenden, aber thurmlosen
Kirche, eine Stunde weiter nordwärts an der Mündung des Berlan-Bachs auf schmalem
hohen, fast unzugänglichen Felsenriff die große schöne Burgruine Maidstein in wild-
romantischer Umgebung, indem dort nud noch zwei Stunden weiter abwärts das
Moldauthal eine von hohen, üppig bewaldeten Felsenmauern eingefaßte Schlucht ist, so
enge, daß sie kaum Raum genug für die braunen Wogen des schmalen tiefen Flusses uud
für den an seinem Ufer hinlaufenden Pfad darbietet, welcher bis Payreschan führt, wo sich
das Thal plötzlich erweitert und die Moldau in die weite Ebene von Budweis hinaustritt.
Der Böhmerwald ist das umfangreichste und großartigste Waldgebirge Böhmens.
Von seinen hervorragenden Gipfeln überschaut man schier unermeßliche Waldmassen,
welche die breiten langgestreckten Kämme, die Kuppen und Abhänge bedecken und die grünen
Thalflächen der Flüsse wie die mit meist schindelgedeckten Einschichten und Ortschaften
bestreuten Blößen einfassen. Erstere gleichen grünen schlangenartig sich windenden
Bändern, letztere Oasen in den dichten dunkeln Waldmassen. Bezüglich des Waldes,
wie der gesammten Vegetation lassen sich drei Regionen unterscheiden. Die untere, etwa
bis 750 Meter auswärts, durch das Vorherrschen der Kiefer und der Weißbirke (Letula
verrucosa) an den Thalgehängen charakterifirt, umfaßt das gesammte Vorgebirge, sowie
die unteren Flußthäler und die niedrigen Hochflächen des unteren Waldes. Es herrscht
hier die Landwirthschaft vor und gedeihen alle Getreidearten, in den Thälern auch alle Obst-
arten, sogar der Nußbaum und die Weintraube. Die mittlere Region (750 bis 1100 Meter),
die eigentliche Waldregion, enthält die größten Waldmassen, die hauptsächlich aus mit
Tannen und Rothbuchen, auch Bergahornen gemischten Fichtenbeständen bestehen und
ursprünglich lauter Urwald waren. Nirgends wie hier findet man so prachtvolle Altbestände
mit Hunderten von Riesenstämmen von 2 bis 400 Jahren, nirgends wie hier eine so üppige
Kräuter- und Standenvegetation innerhalb und außerhalb des Waldes. Auch die großen
durch Windbrüche und Borkenkäferfraß verursachten Blößen sind größtentheils wieder
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch