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einem schlanken Kirchthurm überragt, welcher von drei zwiebelförmigen Kuppeln in
gefälligen Formen bedeckt wird und weithin sichtbar ist. Der aufstrebenden Richtung
modernen Lebens verdankt die sich ostwärts hinziehende Vor- und Neustadt ihre Ent-
stehung. Unter der biblisch benannten Stadt breitet sich der auch biblisch benannte Teich
Jordan aus, einzig in seiner Art, da er eigentlich eine von schroffen Abhängen und sanft
aufsteigenden Ufern eingeschlossene, durch eiueu hohen Damm gesperrte Schlucht bildet
und seine Gründung zu Ende des XV. Jahrhunderts nur dem wachsenden Mangel an
Wasser verdankt; denn die auf eiuem Felsen stehende Stadt hat keinen Brunnen.
Die nähere und weitere Umgebung von Tabor weist viele reizende Partien ans.
Ihr Glanzpunkt ist und bleibt das Lnznitzthal. Gleich unterhalb der Stadt fließt der Fluß
zwischen steilen Waldhängen und schroffen Felsabstürzen, von denen die malerisch gelegene
Wallfahrtskirche von Klokot herabblickt. Jetzt krümmt sich der Fluß und bei jeder
Krümmung erblickt man ein neues und schöneres Landschaftsbild. Über Steingerölle
und zwischen Felsblöcken rauscht das Wasser von Mühle zu Mühle, immer von waldigen
Höhen begleitet, und nacheinander öffnen sich in den Hängen tiefe und enge Thäler, durch
welche die Bäche murmelnd herabfließen. Die schönste Stelle ist Pribenitz, wo sich
das bisher düstere Thal erweitert, so daß es Raum für einen mäßigen Wiesengrund
gewährt. Am linken Ufer erblickt man eine Felswand mit den Trümmern der Burg Groß-
Pribeuitz, nach der darauf erfolgten Krümmung des Flusses sieht man eine ähnliche Fels-
wand und Burgstelle am anderen Ufer, während die vom Flusse umflossene Ebene einen
parkähnlichen Ausschnitt mitten im tiefen Walde vorstellt. Den besprochenen Charakter
behält das Thal noch ein geraumes Stück unterhalb Pribenitz, da es fort vom Hochland
eingeschlossen ist, aber eine Strecke weiter fällt das Hochland ab, die Lehnen beiderseits
verflachen und werden nun stellenweise von steilen felsigen Ufern mit spärlichem Baum-
wuchs und Waldgehängen unterbrochen. Ein liebliches Landschaftsbild erblickt man nach
der Krümmung bei der Papirna (Papiermühle), nämlich die auf einem felsigen Vor-
sprung thronende Marienkirche mit dem Rundthurm der Burg Dobrouitz und schließlich
die am Fuße des Felsens liegenden Häuschen mit dem entsprechenden Hintergrund.
Eine Strecke südwärts folgt das noch schönere Landschaftsbild von Bech in
(Leck^nv). Nur wenige Städte in Böhmen (darunter Tabor, Elbogen und Neustadt an
der Mettau) können sich einer ähnlichen imposanten Lage rühmen. Die von Norden
vorgestreckte Hochebene verengt sich durch zwei Thäler, das der Luznitz, zu dem sie mit
fchroffeu Felswänden abfällt, und das schattige tiefe Thal des Baches Smntna, welcher
außerdem eine nach Westen vorgestreckte waldige Erdzunge umfließt. Auf dem ebenen
Raume zwischen beiden Thälern steht die Stadt mit ihrer alten Pfarrkirche, zu der
jährlich Hunderte von Andächtigen wallfahren. Die zweite Kirche, die Klosterkirche, steht
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch