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Theil hat. Was diese Partie ihres Laufes so reizend macht, sind die Inseln, deren schon
in frühen Zeiten der Geschichte Erwähnung geschieht, so die Färber- oder Sophien-
insel nahe dem rechten Ufer, die Schützeninsel «in meäio llummis- und die Insel
Kampa, ,insula inferior, die untere Insel", wahrscheinlich im Gegensatz zu der Schützen-
insel als der „oberen" im XII., die heutige Juden in sel nahe dem linken Ufer, das im
XV. Jahrhundert, da wo das alte Snüchover Kirchlein stand und heute noch der botanische
Garten steht, ,na travnieku" hieß. Zwei kleinere Inseln unterhalb der Kampa, deren
eine „die Insel unter der Prager Burg" hieß, bestehen heute nicht mehr, ebenso eine
größere Insel zwischen dem Vysehrad und dem Dorfe Zlichov, deren Fläche jetzt einen
Theil der Kaiserwiese bildet. Diese Insel, sowie die unterste der Prager Inseln, die
große Hetzinsel (Ltvaniee), eine Zeit auch „Groß-Venedig" genannt im Gegensatz zur
Schützeninsel als „Klein-Veuedig", spielten zu Anfang der Hnsitenkriege eine strategische
Rolle. Auf der Hetzinsel hatte 1420 Zizka seine Taborer Miliz, Fußvolk wie Reiterei,
sowie den ganzen Troß im offenen Feldlager untergebracht; auf die Zlichover Insel wurde
eine kleinere Besatzung gelegt und die Insel durch aneinandergekoppelte Holzflöße von der
einen Seite bis zum Veyton unterhalb des Emausklosters, vou der andern Seite bis
Podol mit dem rechten Flußufer verbunden, ein geniales Manöver, wodurch er den
Vysehrad von der Flußseite völlig absperrte.
Wir verlassen den Vysehrad, steigen erst hinab, dann bergan, haben zur Linken das
Emanskloster, das unter dem kunstsinnigen Walten der Neuroner Benedictinermönche
eine erfrischende Wiedergeburt erlebt hat, zur Rechten die Kirche St. Johann auf dem
Felsen (na skalce, daher auch kurzweg Johannes Skalka genannt) mit dem schönen
Treppenaufstieg, und befinden uns auf dem ausgedehntesten Platz der Stadt, dem
ehemaligen Viehmarkt, dessen einst so wüstes Aussehen oben beschrieben wurde;
jetzt heißt er zum Andenken an Karl IV. als Gründer der Neustadt Karlsplatz und ist
in einen reizenden Park mit schönen Baumgruppen und farbenreicher Teppichgärtnerei
umgewandelt.
Wir begeben uns an den Fluß, um die Pal acky brücke, den jüngsten der fünf^
ständigen Flußübergänge Prags zu übersetzen; am Eingang tragen zwei Pylonen die
von Meister Myslbek sinnreich geformten Standbilder der Libnsa und des sagenhaften
Sängers Lumir, beide auf den Vysehrad hinweisend. Ans andere Ufer gelangt, gehen wir
den Smi'chov hinab an der neuen schönen Kirche vorbei, streifen den Oujezd, dessen Name
der deutschen Rahel so komisch-wundersam klang, und gelangen auf die Kettenbrücke. An
den drei oberen Inseln vorüber haben wir am rechtsufrigen Ende derselben zur einen Seite
das neu erbaute, wenig Tage nach dessen erster Eröffnung von einem verheerenden Brande
« Ohne die zwei Eisenbahnbrücken.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch