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siebartig durchbohrte Gefäße. Die Thonwirtel sind entweder flach oder doppeltkegelförmig,
mitunter radial verziert.
Die Ansiedlnngen dieser Zeit sind besonders über Nord- und Mittelböhmeu
verbreitet; in Südböhmen sind bisher nur einige vereinzelte Steinwerkzeuge gefunden
worden, und diese gehen über den 49. Breitengrad nicht hinaus. Es scheint also, daß
Südböhmen in neolithischer Zeit nicht oder nur schwach besiedelt war. In den übrigen
Theilen des Landes sind es besonders Anhöhen, an denen wir derartige Besiedlungen
antreffen, so in den Stationen Bzi, Lopata, Rivnäe, Quaderberg (bei Tetschen), Schlaner
Berg u. s. w., später mehren sich dieselben in der Ebene und erreichen in manchen
Gegenden eine bedeutende Zahl. Sie enthalten oft neben Artefacten eine große Menge
zerschlagener Knochen, so bei Bydzov, Liben, Belis, Jicin, Podbaba, n. s. w. Ihr Inventar
bietet große Analogien mit dem der neolithischen Pfahlbauten der Schweiz und Ober-
österreichs, von denen in Böhmen nur Spuren in einem Torflager bei Franzensbad
gefunden wurden.
Die ältesten Ansiedlungen dieser ackerbautreibenden Bevölkerung, welche sich auch
vom Fleische zahmer und wilder Thiere nährte,, scheinen jene zu sein, die sich auf schwer
zugänglichen Felsen befinden, wie beispielsweise Lopata und Bzi; später begegnen wir
zahlreichen Wohugrubeu in der Ebene, die anfangs nur mit einem Stroh- oder Reisigdach
bedeckt gewesen sein dürften, aber mit einer aus Reisig geflochtenen oder aus Pfähle»
bestehenden Wand umgeben wurden; letztere war mit Lehm, dem oft Spreu beigemeugt
wurde, beworfen. Eine solche Hütte enthielt in der Mitte den Feuerherd, ringsherum
an der Wand mag das aus Moos, Stroh und Thierhäuten bestehende Lager gewesen sein.
Als Beispiel einer solchen Allsiedlung dient Krp bei Repin (Bezirk Melnik). Auf einem
beiläufig 4 6 Hektar umfassenden Felde sind bei der genannten Meierei an dreißig mit
schwarzer aschiger Erde und verschiedenen Resten gefüllte Wohngruben constatirt worden,
ihre factische Zahl mag an vierzig betragen haben. Dieselben besaßen einen verschiedenen
Durchmesser, waren 5 Meter und darüber von einander entfernt, unregelmäßig vertheilt
und enthielten ganze und zerbrochene Steinwerkzeuge, Gefäßscherben, Knochensragmente
und halb angebrannte Wandbewurfstücke, selten auch Menschenknochen, von denen einige
mit dein Steinmesser stark beschnitten waren. Am nördlichen Umfang der Ansiedlung
befand sich ein dunkler, bei 5 Meter breiter Ring von 58 Meter Durchmesser; derselbe
hatte innen keine Cnlturschicht lind mochte zu gemeinschaftlichen, vielleicht zu Cultus-
zwecken gedient haben. Derlei Gruppen von Wohngruben, die mitunter mit ein-
fachen Abfallgrnben oder sogar mit Leichengräbern verwechselt werden, sind im Lande
nicht selten, öfters stehen ans ihnen neue Ansiedlungen; die meisten scheinen durch Brand
vernichtet und dann verlassen worden zu sein.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch