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mit ähnlichen reichen Funden, von Premysleni u. s. w. Die Seitenhocker reichen in Böhmen
von der neolithischen bis zum Ende der Bronzezeit, die Sitzhocker von jener bis in die
I'ene-Zeit; beide wiesen während der Bronzezeit ein ähnliches typisches Inventar
und dieselbe Culturstufe auf. Hierher gehören auch die Skeletgräber von Ledec bei
Schlan, ebenfalls mit Gold- und Bernsteinschmuck. Während der Bronzezeit ändert sich
theilweise die Bestattungsart und es tritt vielfach die Leichenverbrennung auf.
Als charakteristisches Beispiel für alte Bronzen diene uns der Massenfund von
Krendorf (Krteno) an der unterenEger. Derselbe besteht aus 540 Stück kleinen, ganz gleichen
Ringelchen, aus 37 Stück größeren Objecten, unter denen sich vier stark gebrauchte, zehn
gebrochene und ein geflicktes Stück befinden, und aus einem Bronzekuchenfragmente. Das
ganze werthvolle Inventar gehörte offenbar einem Gußhändler oder „Uaiekanck tonäeur*
an, von dem wir heute nicht sagen können, ob er aus dem Süden oder aus dem Osten
kam. Jedenfalls sind diese Bronzen älter als das erste Jahrtausend v. Chr. und zeigen
eine gewisse Ähnlichkeit mit den Funden von Floth bei Czernikan in Posen, die wieder an
die Funde aus Euböa mahnen. Es befinden sich unter den Krendorfer Bronzen vier große,
mit eingeritztem Zickzackornament versehene Haarspiralen, einfache Armringe mit über-
einander gelegten Enden, wie solche in etrnskischen Gräbern Italiens vorkommen, offene
massive Ringe, von denen die kleineren als Fußringe, die größeren als Halsringe gedeutet
werden können; zwei massive geschlossene Ringe, von denen der größere einen Durchmesser
von 21 4 Centimeter und eine Dicke von 15 Centimeter besitzt, geben beim Anschlagen
reine Töne und könnten als Cymbeln gedeutet werden. Drei massive geschlossene Ringe von
14 5 Centimeter Durchmesser und 18 Centimeter Dicke sind auf einer Seite kunstvoll
verziert; ganz gleiche Exemplare fand man auch in Rymank. An Waffen und Werk-
zeugen enthält der Fund drei Paalstäbe mit Ohr und offenen Schaftlappen (ein gleiches
Exemplar kam in Zizkov vor) und drei kleine Sicheln, stark gebraucht und vollkommen
geeignet, um die Ähren des Getreides abzuschneiden (ähnliche fand man bei Maskovitz
an der Elbe, bei Jilove und andere Formen zahlreich in Nord- und Südböhmen, so
bei Kostelee an der Elbe, bei Ehndenitz sob Klattan), Skal bei Protivin n. s. w.). Zwei
Hälften eines Pferdezaums, sowie derlei anderweitige Funde des Landes nebst Pferde-
beschlägen sprechen für die Pferdezucht. Von Gefäßen ist besonders eine Schale mit
Deckel getriebener Arbeit mit Kugel- und Perlschnurornament, 13 3 Centimeter weit und
9 4 Centimeter hoch, erwähnenswerth; eine ähnliche befindet sich im Museum zu Stuttgart.
Die gegossenen, seitlich flachen Ringelchen dürften als Tauschmittel (Ringgeld) anzusehen
sein, dessen Beginn nach Egypten reicht, das sich bei den Griechen wiederfindet und dessen
Spuren wir auch in den Pfahlbauten der Schweiz, in prähistorischen Stationen Frankreichs
und Skandinaviens und anderwärts begegnen. Dieselbe Bedeutung dürften die vierzehn
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch