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mit schmaler Angel und aus eisernen Lanzenspitzen. Aus Premysleni ist noch besonders eine
Charnierfibel mit menschlichem und mit einem pferdeähnlichen Kopfe hervorzuheben. Der
große Fund aus der Riesenquelle in Dux enthielt in einem Bronzekessel einige Hundert Fibeln,
Armringe und Fingerringe aus Bronze nebst einem gebrauchten Dolch. Die ausgedehnte
und lange andauernde Ansiedlung von Hradiste bei Stradonitz an der Beraun erstreckte sich
über eiue Fläche von 88.700 Quadratmeter und scheint bis in die neolithische Zeit zurück-
zureichen; dieselbe enthielt jedoch meist Objecte der späteren I^a lene-Zeit, einige Funde
älterer und spärliche Reste römischer Zeit aus dem letzten halben Jahrhundert v. Chr.
Eine zweite ähnliche, wenn auch kleinere Ansiedlung befindet sich in Stradonitz bei Lauu.
Das Eisenschwert aus den Grabhügeln bei Kysitz an der Klabavka mit dem sonderbaren
Bronzegriff erinnert an Hallstatter Formen und wäre hierher zu stellen, allein das
ebendort gefundene Eisenschwert mit Kreuzgriff und Knauf (St. Wenzels-Schwert), wie
solche dem VII. bis IX. Jahrhundert eigen sind, sowie eine Bronzefibel mit Gesichtsmasken
gehören einer noch viel jüngeren Periode als der I^a I'ene-Zeit an. Überhaupt beherbergen
die Grabhügel au der Klabavka neben typischem Hallstatter und I^a Isne- auch noch
jüngeres Inventar. Von anderen Stationen der besprochenen Zeit wären noch zu
erwähnen: die Skeletgräber von Zabehlitz mit schönen Fibeln, Arm- und Halsringen;
der Hühnerberg bei Teplitz, Liebshausen (Libeeves), Fünfhunden (Petipsy) an der Eger
(mit einer Silbermüuze des Trajan), Dentsch-Trebetitsch (Scheiben mit Schneckenbuckeln),
Zidovitz bei Randnitz mit reichen Beigaben, Podmokl (an der Mies, mit Goldmünzen,
Goldring, Fibeln :e.), Jiein, Aussig an der Elbe (Üstl n. L.) n. s. w.
Die Keramik dieser Zeit zeichnet sich im Lande durch das Auftrete» des theilweiseu
Gebrauches der Töpferscheibe aus und durch neue, vielleicht aus dem Süden stammende
Formen neben den alten von freier Hand verfertigten Gefäßen, welche sich hier bei
fortschrittlicher Entwicklung bis iu das VII. Jahrhundert n. Chr. erhalten. Die Gräber-
funde von Dux liefern ein Beispiel für diese gemischten keramischen Formen, die
wieder viele Analogien mit denen vom Hradiste bei Stradonitz an der Beraun besitzen.
In dieser Zeit beginnen auch die henkellosen, meist dickwandigen Gefäße, welche aus mit
Graphit stark vermengtem Lehm verfertigt und oft mit Schriftzeichen auf den wulstigen
Rändern versehen sind, ähnlich denen von Stradonitz. Dieselben erhalten sich dann noch
lange nach dem Beginn des römischen Einflusses auf die jenseits der Donau gelegene»
Länder (welcher Einfluß sich besonders auch in den roth bemalten Thongefäßen knndgibt),
so in Vinaritz, in Netolitz n. s. w., und reichen mit um de» Hals des Gefäßes eingepreßten
Inschriften bis tief in das Mittelalter.
e) Übergangszeit. In die Übergangszeit, welche auf die I^u I'ene-Periode folgt
und bis zum Auftreten der Premysliden reicht, fallen zunächst die reichen Funde von
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch