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Heere vom französischen Boden ein, sondern wollte auch in den ungarisch-österreichischen
Dingen den Schiedsrichter spielen. Böhmen war damals von Truppen ganz entblößt und
bis auf die drei Plätze Prag, Glatz und Eger keine Festung auch nur halbwegs wider-
standsfähig. Deshalb suchte der Kaiser, sonst sehr empfindlich und zur Wahrung seines
guten Rechtes stets entschlossen, den König von Schweden durch gütliche Verhandlung, die
Graf Johann Wratislaw führte, zu beschwichtigen, was auch glücklich gelang.
Wurde auch Josef I. durch die großen Welthändel vollauf in Anspruch genommen,
so ließ doch der thatkräftige Fürst so manche Spuren seiner auch auf das Wohl seiner
Länder gerichteten Fürsorge zurück. Es war des jungen Herrschers fester Entschluß, die
in seinen weiten Landen schlummernden reichen Kräfte zu wecken und zu entwickeln und
dadurch die Machtstellung Österreichs fester zu begründen. Dabei entging es seinem
Scharfblick nicht, daß hierfür ein inniges Vertrauensverhältniß zwischen Regenten
und Unterthanen von größter Wichtigkeit sei. Was nun Böhmen betraf, so hatte schon
1648 Ferdinand III. streng verboten, den Prägern ihre Theilnahme an dem Auf-
stand von 1618 weiter vorzuwerfen. Wie damals Prag, so hatte seitdem das ganze
Land unausgesetzt neue Beweise seiner Treue und Opferwilligkeit gegeben. Deshalb verbot
Kaiser Joseph am 26. September 1709 „alle Vorrückung jenes längst vergessenen
Fehlers"; sowie die akatholische Religion der katholischen, so seien im Lande die rebellischen
Personen und Geschlechter anderen gewichen, die mit der Empörung nichts gemein hätten,
auch seien ja ganze Commuuitäteu, wie das Prager Domkapitel, die Städte Pilsen,
Pilgram, und viele Geschlechter an der Rebellion gar nicht betheiligt gewesen. Da die
Erneuerte Landesordnung den Verhältnissen nicht mehr entsprach und unter stetem
Hinweis auf die vorausgegangene Erhebung und ihre blutige Niederwerfung erlassen
war, so wurde eine Commission zur Ausarbeitung einer neuen Landesverfassung ernannt,
welche den zeitgemäßen Ansprüchen des Monarchen und den Wünschen und Gerecht-
samen des Landes gleichmäßig Rechnung tragen und, weil unter dem Zuthun beider
entstehend, zugleich ein letztes formelles Zeichen der völligen Aussöhnung der Dynastie
mit dem einst revoltirenden Theile ihrer böhmischen Unterthanen sein sollte. Die Com-
mission hat jedoch ihre Arbeiten erst lange nach Josefs I. Tode vollendet.
War es auch Josef I. nicht vergönnt, dieses Werk wie manches andere zu Ende
gebracht zu sehen, so gelang ihm um so vollständiger die Wiedergeltendmachung der
böhmischen Kurrechte, um die sich schon sein Vater bemüht hatte. Mit Recht hielten die
österreichischen Herrscher stets daran fest, daß die Kaiserwürde bei ihrem Hause bleibe.
Zwar sahen sie sich dadurch immer wieder genöthigt, für die Erhaltung des Reiches mit
den eigenen Kräften einzutreten, aber anderseits waren die Vortheile, welche das deutsche
Kaiserthum gewährte, ebenfalls sehr bedeutend und fanden die Kaiser in den Bedrängnissen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch