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gegen Vserau. Von dieser Stadt an bis Weißwasser grenzt der mittelböhmische Dialect
an die deutsche Bevölkerung.
Die Hauptmerkmale dieses Dialectes sind eine singende Aussprache und Dehnung der
Endsilben. Im Anlaute wird vor o immer ein v vorgeschoben volco, vokracla, vodratnej,
nur von Hndlitz gegen Zbirov hört man hier und da vor u (0, a) ein k: Ku6iee; dagegen
wird das anlautende ^ abgestreift inH, inä^, itrc». Langes s wird in i (F) verengt inlilco,
6c>di-^ mäslo, dodr^ko ckleba n. s. w. Das 1 (y) geht in H über: äodrej,
mIHn, nur in Declinationsendungen bleibt immer i: bo/iko, Icosti. — u, ou wird bei
dem Zeitwort nie umgelautet, in der Declination aber kommt immer i: äsj to voraei,
8 kasi, <Ze s ni clomu. — 0 wird mit u verwechselt: tuiik, süva, küra oder mit ou: mc>?c»ul,
pvloumrtev, meloun n. s. w. — i wird oft am Ende des Wortes abgeworfen: paümümo,
ektH, volaj, hier und da auch psaü, aber auch in der Mitte pen?e, ponöene
prvsim, pseüce n. a.
In dem Consonantismns ist der Wechsel einiger Consonanten untereinander charakte-
ristisch, z. B. sagt man Xaälik und umgekehrt svarba: — r statt k findet man in pare?,
6virka, starec, koreeka, pvrütl; — k statt ek: paktovat, ktupe, nätka; — n
statt n: panüea, ponük; — <i' statt ä: vocHck aZ voänekuM'; — c statt s:
plxenck^ pivo, panekej les, veet, kräct (nur bei 6-Stämmen), pule; — d statt v:
drstva, padauk n. a.
Schönere Aussprache sucht man durch die Abwerfung gewisser Laute zu erreichen,
z. B. spricht man statt livööäa, stros, struk, kiäla (Schiefer) statt pZtros. pstruk,
s^tiäla; blä^nostvi (v), sinesnä se (t), kvee (öe), na-tim (6), mka statt mlka; liZksk
statt liZäk, ma^lave^ (statt ma^av^) ss^r n. s. f.
Die Declination hat manches Eigenthümliche: kluei, üeäiuei, Genitiv Iclukuck,
2eäni^ueti sind dem Beiwort analog. — In der Umgebung von Prag sagt mau mvo
ptükaek. Dieses ek findet man bei allen Hauptwörtern, welche im Genitiv der Mehr-
zahl einen Selbstlaut haben: komek, äuSieti, kosticli, poliek, seltener hört man auch
rxliäek, immer rukouck, nokouck, prsouek und so auch sckcxlouck. Ebenso allgemein
ist ma im siebenten Falle: kadama, ctilapama, noöemA, no/.ma, slovaina, pvlma n. a.;
um spricht man immer kurz aus: volum, telawm, hier und da durch vm ersetzt: VnZek
sei k souseäom.
Fragt man Jemand, wo er war, so bekommt man zur Antwort: u kc>väl-ü, n kova-
tvvejck, u kovütovic. Das Eigenthum oder die Familienverwandtschaft bezeichnet man
mit einem Adjectivum Possessivum: koväkovc» 6üm, Icoväkovo öakrüäka, kovatovc» kräv^;
sakätvvo kolka oder m^ZIäkovie ckliv u. a. Das Adjectivum bleibt dabei uudecliuirt.
Bei Zbiroh hört man kvvärcyc, was auch in Süd- und Ostböhmeu gebraucht wird.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch