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sich streckenden Flußgebiete der Eger, dem eigentlichen Egerlande; an dieses schließt sich,
der natürlichen Gliederung nach, das Mittel-Egergebiet, der Saazer Hopfengau
mit dem Hauptstock des Erzgebirges an. Der Endlauf der Eger führt uns ins deutsche
Elbegebiet, in die Elbe-Landschaft (im Volksmunde an derMittel-Eger das „Nieder-
land" genannt), in den Leitmeritzer, Leipa- und Tetschuer Gau. Den Grenz-
gebirgsausläufern nachgehend und von der Wasserscheide uns uach Nordost und Osten
wendend, gelangen wir über die Rnmbnrger und Warnsdorfer Grenzausbuchtung
an Zwickau und Grottau vorüber in das Friedländer Gebiet und den Jeschken-Jser-
Gan mit Reicheuberg als herrschendem Mittelpunkt. Ost- und südostwärts weiter-
schreitend, gelangen wir zum Riesengebirge mit dem dichtbevölkerten, reichcnltivirten
Ober-Elbe-Gau und südwärts vorrückend zur Braunauer Grenzbucht, dem sogenannten
„Braunauer Ländchen" bis zum Adlergebirge, wo sich der geschlossene deutsche
Grenzring auflöst und in den einzelnen verstreuten Sprachbuchten und Sprachinseln von
Grnlich-Senftenberg, Landskron und in der von Mähren herübergreifendenJglaner
Einbuchtung endet, jedoch durch die zum Theil noch mit Deutschen bevölkerten Gebiete
von Neuhaus, Bystritz und Wittingan die Verbindung mit dem deutschen Süd-
böhmen und dem Böhmerwalde nothdürftig noch aufrechterhält.
Es ist eine in der Natur begründete Erscheinung, daß sich der Volkscharakter in
den Gebirgsgegenden, hier und da auch iu einzelnen, mehr für sich abgeschlossenen Flach-
landgebieten eigenartiger, selbständiger entwickelt als in den dem Verkehr nach allen
Seiten offenen und von regen Wechselbeziehungen mit den Nachbarn mehr beeinflußten
Landstrichen. Solcher Gaue gab es in Deutschböhmen bis in die letzten drei Jahrzehnte
noch manche, die seither infolge des stetig sich ausbreitenden Eisenbahn-, Handels- und
Jndnstrieverkehrs aus ihrer Abgeschlossenheit herauszutreten veranlaßt wurden.
Vor Allem ist hier das Egerlaud, Mittel-Egergebiet und Erzgebirge ins Auge zu
fassen. Im Egerlande (Ober-Egergebiete) trugen ebensosehr die an sich ziemlich abgeschlossene
geographische Lage als die ganze geschichtliche Entwicklung und Stellung dieses Gebietes
mit seiner einstmals selbständigen freien Reichsstadt Eger zur Ausbildung der stark hervor-
tretenden Eigenart dieses Landes- und Volkstheiles bei, der mit Rücksicht auf seine vor
anderen hervorragende politische und culturgeschichtliche Vergangenheit bis in die neue
Zeit an einem stark ausgeprägten heimatlichen Sonderbewußtsein festhielt. Der Egerläuder
Bauer und zum Theil auch der Bürger gehört bis heute, obschou seit Jahrzehnten die
Dampfbahnen auch das Egergebiet durchkreuzen und der sich stetig mehrende Besuch der
weltberühmten Badeorte Nordwestböhmens, sowie der damit verbundene große Fremden-
verkehr unablässig zur Culturausgleichung und Unisormirung auch dieses Gaues beigetragen
haben, noch immer zu den eigenartigen Volksgestalten.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch