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„Geweihten" besteckte Kreuz und ein oder das andere Bild hängt; aus einfachen festen
Bänken und Stühlen, den großen buntbemalten Truhen, welche die Wäsche und Leinwand-
schätze bergen und auch als harte aber gesunde Divans dienen, endlich dort, wo kein Raum
für eine besondere Schlafkammer vorhanden ist, die in früherer Zeit meist zweispännigen
Ehebetten. Der gewöhnlich ziemlich große freistehende Kachelofen mit dem Topfbret oder
Glasschrank voll blanken Zinn-, Kupfer oder Thon- und Porzellangeschirrs gibt der
ganzen schlichtgediegenen Stubeneinrichtuug den rechten Abschluß und besonders im Winter
eine gemüthvolle Traulichkeit. An das Wohnhaus schließt sich in der Regel im Recht- oder
Viereck der geräumige Hof mit den Futterkammern, Ställen, Scheunen n. s. w. an. An
der Mittel-Eger, im Saazer Flachland, finden sich ebenfalls noch manche Reste des
alten Bauernhausstils dieser Gegend, so in Weitentrebetisch, Moor, Liebotitz (Anbach-
thal). Die im Riegelwandbau ausgeführten Oberstöcke weisen meist einfachere Balken-
verbindungen auf als im oberen Egerland; dafür umgeben häufiger theils offene, theils
holzvergitterte Oberstocklauben die innere Längenseite nach dem Hofe zu. Die Hofaulage
ist im Wesen die fränkische. Der ergiebige Getreidebau erfordert große geräumige Scheunen
mit hohen Tennen. Die Kleinbauern- (Halb- und Viertel-Huber-) und Handwerkerhäuser,
wie deren noch in Willomitz, Radonitz, Weinern, Winteritz, in Otschehau (Goldbachthal)
und an den Erzgebirgsgeländen bestehen, haben die Eigenart, daß sie straßen- und
hoswärts einen Riegelwand-Oberstock (Halbstock) besitzen, jedoch auf der Rückseite das
Dach bis auf den Unterstock niederfallen lassen. Eine Besonderheit waren die im Aubach-
gebiete einzeln noch vorkommenden Doppelhäuser, vollständig gleiche, miteinander
durch den Haupteingang verbundene Hochgiebelhäuser mit zierlichem Fachwerk und hohen
Pultdächern, wie ein solches sehr charakteristisches in dem ehemaligen Leeger-Hause uud
dem Frauz'scheu Hause in Willomitz bestand. In dem einen waltete und regierte der
Sohn, im andern das im „Auszug" sitzende Eltern- oder Großelternpaar.
Im Elbe-Niederlande hat sich wenig Typisches erhalten. Im Leipa-Gan ist der
Unterstock der Bauernhäuser vorherrschend aus Stein. Die an Basalt und schönem Sand-
stein so reiche Gegend um Leipa drängt förmlich dazu, Quadersteinbauten auszuführen, und
so finden sich denn in manchen Dörfern Ställe, Scheunen, Haustheile, selbst Gartenmauern
aus stattlichen weißen Würfel- und Quadersteinen ausgeführt und darüber oft genug ein
sehr einfaches Strohdach, daneben ein Holzblockhaus. Auch ganze Ställe und Schupfen
in Stein gehauen, wie in Neuschloß und in der „Karbe", kommen hier vor. Die Öfen
in den meist ziemlich großen Bauernstuben haben überdachte Platten und gleichen selbst
ganzen Häuschen. Zwischen Tisch und Ofen, wo sonst das Spinnrad stand, schnurrt jetzt
die moderne Nähmaschine; nur in einem Dorfe bei Rumburg fanden sich in einem Einbau-
Bauernhause (Sachsenstil) beide — noch friedlich nebeneinander! Die im Unterlande
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (1), Volume 14
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (1)
- Volume
- 14
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1894
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 15.78 x 21.93 cm
- Pages
- 634
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch