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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Volume 15
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Page - 83 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Volume 15

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83 Citate aus beiden Testamenten zu belegen verstanden. Diese geistige Regsamkeit hatte zur Folge, das; die biblischen Bücher nicht nur einzeln abgeschrieben, sondern auch in einheit- liche Complexe zusammengefaßt wurden, wobei der vormalige Text lange Zeit entweder ganz beibehalten oder zum Behuf des Verständnisses nur mäßig geändert wurde. Als Hauptproduct dieses Sammeleifers stellt sich, so weit bekannt, die Slavatische (Leitmeritz- Wittinganer) Bibel dar, zwischen den Jahren 1410 bis 1416 von Matthias Jacobi aus Prag auf Pergament geschrieben und so prächtig ausgestattet, daß uach Dobrovsky's Worten ihrer „sich der König nicht schämen dürfte"; neben dieser existirt noch eine lange Reihe anderer Bibeln, unter denen die Leskowetzer (Dresdner), die Emanser (in glagolitischer Schrift) und die Olmützer zu den ältesten und stilistisch originellsten gehören. Hns' treuer Freund M. Hieronymus von P r a g (circa 1379 bis 1416) that sich durch keine schriftstellerische Thätigkeit hervor, obgleich er ein Mann von hinreißender Beredtsamkeit war und sich nebstdem einer umfassenden Kenntniß fremder Länder rühmen konnte. Sein heftiger, immer nach Neuem ftrebeuder Charakter ließ ihn bei ruhigem Schaffen nicht ausharren, er brachte daher außer einigen literarischen Versuchen kein größeres Werk zuwege. Dafür trug er durch seinen tragischen Tod zu der vollständige» Änderung des nationalen Lebens sehr viel bei. Die leidenschaftliche Gährung, die von den Constanzer Flammen angeregt alle kirchlichen und socialen Verhältnisse in Böhmen zerrüttete, ergriff in kurzer Zeit die gesainmte Literatur und gab ihr einen scharf polemischen, unerfreulichen Charakter, weil die Anhänger der verschiedenen Seiten sich mehr und mehr in Unnachgiebigst verrannten und nur sich selbst für unfehlbar hielten. Einen ganz eigenthümlichen Standpünkt nahm Peter Chelcicky (gestorben 1460) ein. Er war ein einfacher Landmann aus der Umgebung von Wodnan, im Latein sehr wenig bewandert, aber dafür ein eifriger, nachdenkender Leser böhmischer Schriften, der mit den ersten einheimischen Theologen persönlich bekannt und ihrer Lehren wohl bewußt war. Über die heilige Schrift, namentlich die Bücher des Neuen Testaments grübelnd, war er zu der festen Überzeugung gelangt, daß keine von den damaligen religiösen Parteien die im Evangelium gepredigten Grundsätze durchführe, sondern daß jede aus weltlichen Beweg- gründen von ihnen abweiche. Das Muster wahrhast christlichen Lebens ist nach ihm in der ursprünglichen apostolischen Kirche zu suchen, welche keine Gewalt eines Menschen über den anderen, keine Standesunterschiede, sondern nur brüderliche Liebe kannte. Dieses Verhältniß habe sich jedoch seit jeher sowohl durch weltliche als auch durch geistliche Institutionen getrübt; es bleibe daher nichts übrig, als die Rückkehr anzustreben, und zwar nach Christi Beispiel auf dem Wege der Geduld uud Demuth, da mit materiellen Waffen gegen die Bosheit der Welt anzukämpfen sündhaft sei. Diese seine Ansichten
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Böhmen (2), Volume 15
Title
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Subtitle
Böhmen (2)
Volume
15
Editor
Erzherzog Rudolf
Publisher
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Location
Wien
Date
1896
Language
German
License
PD
Size
16.07 x 22.35 cm
Pages
708
Keywords
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Categories
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