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Clemens S tephan! von Buchau, der sich gerne „Inwohner von Eger" nennt,
war auch ein fruchtbarer Dramatiker. Er übersetzte die Andria uud deu Euimchus des
Terentius (1554), verarbeitete die „Historia vou einer Königin aus Lamparden" zn
einer „Tragödia" (1551), dichtete die „Comodia": „Wie mau des Teufels Listen ent-
fliehen soll" (1568) und eiue „Satyra oder Baurenspil von einer Mülnerin und ihren
Pfarrherru" (1568).
Ani reichsten vertreten sind nnter den dramatischen Dichtungen auch in Böhmen die
Bearbeitnngen biblischer Stosse. Benedikt Edelbeck, wohnhaft in Bndweis, Trabant, später
Pritschmeister des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, schrieb 1568 eine „Comedia" von der
freudenreichen Geburt Jesu Christi; Schweher (Heeyrus) stellte „Die tröstliche Geschichte
von Maria Magdalena" dar. Einen alttestamentlichen Stoff wählte Dr. Balthasar Klein
(f 1560) aus Joachimsthal mit der „Bußpredigt Jone des Propheten zu Niuive" und
Math ia s Meißner mit der „Historia Tragödia: Ein neu Biblisches Spil von dem
erschröcklichen Untergang Sodom und Gomorra". Das Stück erschien 1580. Meißner war
1543 in Gabel geboren, Schnlrector in Komotan, später (seit 1591 oder 1592) in Brüx.
Auch er war Protestant. Seine Tragödie wurde sogar ins Cechische übersetzt. — Ein
Drama vom „ägyptischen Joseph" hat sich bruchstückweise handschriftlich in Sonnenberg
erhalten; der Verfasser ist unbekannt.
Auch das historische Drama ist vertreten, und zwar durch „Ein wnnderseltzame
Tragödia Von zweyen böhmischen Landherren, als der von Eommethaw und der von dem
Brixer Schloß" ?c. ^rmc» 1594. Diese „Tragödia" behandelt ein Stück Zeitgeschichte.
Herr Georg Popel von Lobkowitz war plötzlich von Kaiser Rudolf II. aller Würden
entsetzt und ins Gefängniß geworfen worden. Man erzählte fich, er habe dem Kaiser nach
dem Leben gestrebt und habe selbst König von Böhmen werden wollen, um dann alle
Deutschen aus dem Lande zn jagen, sein Anschlag sei aber mißlungen. Der sehr naive
Dramatiker, der ganz Gegner Georgs ist, stellt nach solchen Gerüchten die Anschläge und
ihre Enthüllung dar.
Zur rechten Zeit verweist uns dieses Drama auf die Geschichte: die Regierung
Rudolfs II., die Empörung gegen den Kaiser, die stark gespannten nationalen Gegensätze,
wozu noch die religiösen Streitigkeiten kamen. Sie führten zu einer beispiellosen Verwüstung
des Landes in einem dreißigjährigen Kriege. Dadurch ist abermals die Entwicklung der
Cultur jäh unterbrochen, ja die Schöpfungen früherer Zeiten sind so weit als möglich
vernichtet worden. Auch von der Literatur gilt dies wieder. Diese war im XVI. Jahr-
hundert überwiegend protestautisch: bei der Durchführung der Gegenreformation wurden
unzählige Bücher, die akatholisch waren oder schienen, wo man ihrer nur habhaft werden
konnte, verbrannt. Die Träger der Literatur waren im XVI. Jahrhundert meist die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch