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wesentliche Elemente ab. Noch in den Fünfziger-Jahren ließ das schon vorerwähnte
Consortinm zur Realisirnng einer cechischen Volksbühne, das zu dem Auskunftsmittel einer
Sammlung gelangt war, seine Aufrufe zu einem großen Theile in deutscher Sprache
drucken, und kaum 7000 sl. waren das Ergebniß dreijährigen Sammelns. Noch 1857
bezeichnete der böhmische Landesausschuß das Gesuch einer Gruppe cechischnationaler
Bürger um regere Pflege der Vorstellungen in ihrer Sprache als dem Charakter des
gründungsgemäß deutscheu Prager Theaters widersprechend, die Pflege „dualistischer
Tendenzen in Wort und Schrift auf Einem Theater" unmöglich, aber diese Gesuche
wiederholten sich und wurden immer dringender, je stärker das slavische Element im Lande
wurde. Eiue Zeitlang plante man die Gründung eines großen Theaters für deutsche und
cechische Opern neben dem deutsche» Haupttheater als Schauspielhaus, dann die Gründung
eines provisorischen, aber selbständigen cechischen Landestheaters, dem die Erbauung eines
würdigen großen Nationaltheaters folgen sollte. Das Jnterimstheater am Quai wurde
denn auch, vorläufig noch in Personal-Union, unter derselben Direktion mit dem deutschen
Landestheater verbunden, aber sonst als gleichberechtigtes, unter Laudescoutrole und einem
eigenen Juteudanteu geführtes Landesinstitut am 18. November 1862 eröffnet. Es
wnrde die Erziehungsanstalt für seinen mächtigen Nachfolger. Die bisher dem deutschen
Theater augehörigen cechischen Schauspiel- und Opernkräfte, denen die Übung ihrer Kunst
in der Muttersprache bisher nur Nebenbeschäftigung gewesen war, bildeten den Staunn
für die neue selbständige Gesellschaft, welcher bald vorzügliche Talente entsprossen. Für
die Oper sorgte der musikalische Siuu und die musikalische Tüchtigkeit des Volkes selbst.
Am 28. März 1864 trat der erste selbständige Director der cechischen Bühne, der
Deutsche Liegert sein Amt an, und während das junge Institut unter mancherlei
Schwierigkeiten emporwuchs, waren unermüdliche nationale Vorkämpfer, wie Franz
Palacky, Karl Fürst Schwarzenberg, Ferdinand Urbänek, Karl Sladkovsky
nnd Andere für die Schaffung des großen Nationaltheaters thätig.
Die Grundsteinlegung zu diesem Bau, der sich am Eck der Ferdinandstraße und
des Quai erheben sollte, ging am 16. Mai 1868 unter außerordentlichen Festlichkeiten
vor sich, aber erst 13 Jahre später stand das Haus zur Aufnahme der nationalen Muse
bereit. 1,800.000 sl. hatte es gekostet, der größte Theil dieser gewaltigen Summe
war von dein Volksstamm selbst in umfassenden Sammlungen aufgebracht worden. Am
1. Januar 1881 übernahm das „Consortinm des Nationaltheaters" unter dem Präsidium
des damaligen Prager Bürgermeisters Emilian Ritter v. Skramlik die Leitung des
Theaters, am 12. Juni desselben Jahres weihte eine Festvorstellung zu Ehren des nach
Prag übersiedelten durchlauchtigsten Kronprinzenpaares das vom Architekten Professor
Joseph Zitek künstlerisch vonichm geschaffene nionnmentale Heim der cechischnationalen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Volume 15
- Title
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Subtitle
- Böhmen (2)
- Volume
- 15
- Editor
- Erzherzog Rudolf
- Publisher
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Location
- Wien
- Date
- 1896
- Language
- German
- License
- PD
- Size
- 16.07 x 22.35 cm
- Pages
- 708
- Keywords
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Categories
- Kronprinzenwerk deutsch